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Brandenburg: Abi-Chaos in Babelsberg

Bildungsministerium erkennt Potsdamer Filmgymnasium nicht an 28 Gymnasiasten können deshalb kein Abitur machen – Schüler streiken

Potsdam - Szenen wie aus einem Highschool-Film spielten sich gestern am Babelsberger Filmgymnasium ab. Vor der Privatschule mit dem speziellen Kursangebot „Film“ demonstrierten 28 Gymnasiasten mit ihren Eltern gegen die Schulleitung und das brandenburgische Bildungsministerium. Die Schüler fürchten, ihr Abitur im kommenden Frühjahr nicht wie geplant ablegen zu dürfen.

Nach dem derzeitigem Status der Schule ist das ausgeschlossen. Das Filmgymnasium ist vom Land Brandenburg als Ersatzschule genehmigt, aber nicht anerkannt worden. An anerkannten Ersatzschulen dürfen Schüler das staatliche Zentralabitur ablegen, an genehmigten Ersatzschulen nicht.

„Eine Anerkennung als Ersatzschule erfolgt, wenn die ersten Prüfungsjahrgänge antreten“, erklärt Ulrich Rosenau, Leiter des Staatlichen Schulamtes in Brandenburg/Havel. Da der jetzige Abschlussjahrgang jedoch nicht von Beginn an am Filmgymnasium unterrichtet worden sei, gelte er auch nicht als erster Prüfungsjahrgang. Erst im kommenden Jahr solle das Babelsberger Gymnasium als Ersatzschule anerkannt werden.

Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) erklärte das Problem bei seinem gestrigen Besuch an der Schule zur Chefsache. Eine Regelung außerhalb des gesetzlichen Rahmens werde es jedoch nicht geben.

Auf die betroffenen Schüler wartet jetzt das sogenannte „Nichtschülerabitur“. Dabei schickt das Staatliche Schulamt ein „Rollkommando“, so Schulamtsleiter Ulrich Rosenau, das die Schüler in acht Fächern prüft. Das Problem: „Einige von uns haben die nun zu prüfenden Fächer schon abgewählt“, klagen betroffene Schüler. Sie müssten nun innerhalb von sechs Monaten den Lehrstoff von zwei Jahren nachholen, um diese Art der Prüfung überhaupt zu bestehen. Eine weitere Hürde sehen die Schüler in der Tatsache, dass für eine „Nichtschülerprüfung“ alle Noten und Punkte, die sie sich im letzten Schuljahr und bis hin zur Prüfung erarbeitet haben, nicht mehr zählen. Die Prüfungsnote ist dann die Abinote.

In der Kritik stehen jetzt die Schulleitung und der Träger der Schule, die Anerkannte Schulgesellschaft aus Annaberg- Buchholz in Thüringen. Sie hätten die Schüler nicht rechtzeitig über die Probleme mit dem Abitur unterrichtet. „Mir wurde gesagt, dass die Anerkennung durch das Land bis 2007 erfolgt und das Abitur dann kein Problem ist“, sagte Schülerin Sarah Thurley.

Ein Schulwechsel scheidet für viele Betroffene aus – denn durch das Lernen an einer nicht staatlich anerkannten Schule fehlt ihnen ebenfalls der Abschluss der 10. Klasse.

Nach Informationen des Tagesspiegels ist das Problem schon öfter Gesprächsthema zwischen Ministerium und Schulträger gewesen, erst am Mittwochnachmittag erfuhren jedoch die Schüler davon. „Jetzt ist das Vertrauen dahin“, sagt Sarah Thurley.

Erste Lösungsvorschläge will Rupprecht nun am Mittwoch bei einer Elternversammlung präsentieren. Eine Anerkennung werde die Schule bis zum Sommer aber nicht erhalten, hieß es aus dem Bildungsministerium. Jan Brunzlow

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