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Brandenburg habe kein größeres Alkoholproblem als andere Bundesländer, betonte die Suchtbeauftragte der Landesärztekammer, Gudrun Richter.

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Alkoholprobleme: Brandenburger greifen oft zur Flasche

Viele Brandenburger haben Alkoholprobleme. Das zeigt eine neue Studie. Rund 300 000 haben einen riskanten Konsum. Gesundheitsministerin Anita Tack will zur Früherkennung Hausärzte stärker einbinden.

Hunderttausende Brandenburger haben ein Alkoholproblem. Nach Schätzungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen gibt es in Brandenburg etwa 54.000 alkoholabhängige Menschen und etwa 300 000 Menschen mit riskantem Alkoholkonsum, wie Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) am Montag in Potsdam sagte.
Bestätigt wird der riskante Alkoholkonsum vieler Menschen durch eine von Tack vorgestellte Studie. Die Ministerin kündigte an, im Kampf gegen Alkoholmissbrauch stärker auf Früherkennung zu setzen.
An der Studie im Rahmen des Modellprojektes „Frühintervention bei Patienten mit Alkoholproblemen in Arztpraxen“ beteiligten sich zwölf Hausärzte in Königs Wusterhausen, Cottbus und Umgebung. Dabei wurde bei 53 Prozent der Teilnehmer der Alkoholkonsum als riskant, missbräuchlich oder süchtig eingestuft. Tack bezeichnete das Ergebnis als erschreckend.
Die zuvor geschulten Hausärzte hatten Patienten von Oktober 2009 bis Februar 2010 bei Praxisbesuchen gezielt auf deren Alkoholkonsum angesprochen. Dabei wurden Antworten von 1.370 Patienten registriert, die von Suchtexperten in Kooperation mit der Landesärztekammer und der Fachhochschule Lausitz ausgewertet wurden.
Die Befragten sollten Auskunft geben, wie viel Alkohol, wie häufig und zu welchen Anlässen sie trinken. „Mit 53 Prozent sind mehr Patienten als erwartet mit problematischen Alkoholkonsum auffällig geworden“, sagte Projektleiter und Suchtberater Michael Leydecker.
Neben der Befragung der Patienten waren auch Gespräche zwischen den Ärzten und Patienten Bestandteil des Projekts. 616 Patienten führten ein oder mehrere Arztgespräche an. „Oft genügt schon eine positive Ansprache, um das Verhalten und die Einstellung zu Alkohol zu ändern“, sagte Leydecker. 90 Patienten wurden im Rahmen des Pilotprojektes in eine Suchtberatung vermittelt.
Gesundheitsministerin Tack sagte, sie halte die Frühintervention als medizinische Basisversorgung durch niedergelassene Hausärzte für sinnvoll. Sie kündigte an, die Pilotstudie zunächst in einer Modellregion auszubauen. Für die flächendeckende Anwendung des Modells empfahl sie die Einbindung in den alle zwei Jahre stattfindenden Gesundheitscheck für Patienten ab 35 Jahre.
Die Suchtbeauftragte der Landesärztekammer Brandenburg, Gudrun Richter, betonte, dass Brandenburg kein größeres Alkoholproblem als andere Bundesländer habe. „Alkoholmissbrauch ist kein Erkenntnisproblem, sondern eine Frage der Prävention“, sagte sie. (mit dapd)

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