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Brandenburg: Anwohner gegen den Ausbau von Drewitz

Bei Cottbus soll ein interkontinentaler Frachtflughafen entstehen. Eine Bürgerinitiative will das nicht

Von Sandra Dassler

Drewitz - Der Landrat von Spree-Neiße gibt sich fassungslos: „Die protestieren jeden Montag gegen Hartz IV und für mehr Arbeitsplätze“, sagt Dieter Friese (SPD). „Und wenn dann neue Arbeitsplätze entstehen könnten, heißt es plötzlich, das falle nicht ins Gewicht.“

Frieses Ärger gilt der Stellungnahme einer Bürgerinitiative, die sich gegen den geplanten Ausbau des Flugplatzes Cottbus-Drewitz stellt. US-Investoren, die den internationalen Flughafen in Erie (Pennsylvania) betreiben, wollen Drewitz wie berichtet bis 2008 in einen interkontinentalen Frachtflughafen umwandeln. „Würden 100 Arbeitsplätze auf dem Frachtflughafen entstehen, dann wäre 0,17 Prozent der Arbeitslosen im Kreis geholfen“, argumentiert die Initiative. Weitaus mehr Jobs könnten aber vernichtet werden, wenn durch den Fluglärm der Tourismus im Spreewald zurückgehe.

„So ein Blödsinn“, kontert Dieter Friese: „Der Spreewald ist meilenweit entfernt. Die Maschinen fliegen so hoch, dass sich kein Tourist belästigt fühlen wird.“ Der Landrat engagiert sich seit Jahren für den Ausbau des Drewitzer Flughafens.

Dass ihn der Widerstand gegen das Projekt überrascht hat, nimmt dem Politprofi aber keiner richtig ab. „Er weiß doch, wie es in Schönefeld gelaufen ist“, sagt Karl-Heinz Naumann, der Sprecher der Bürgerinitiative. „Wir nehmen doch nur unsere Rechte als Bürger wahr.“ Es gehe wohl eher um private Eigeninteressen, mutmaßt Hartmut Müller, der Geschäftsführer des Flughafens Drewitz: „Das sind alles Leute, die in Flughafennähe wohnen.“ Karl-Heinz Naumann bestreitet das nicht. Er habe sich, wie viele andere, sein Grundstück hier gekauft, weil die Landesplaner stets davon ausgingen, dass wegen des Ausbaus von Schönefeld andere Flughäfen lediglich kleine Landeplätze bleiben würden. Dass Potsdam grünes Licht für den Ausbau von Drewitz gab, habe viele überrascht, sagt Naumann. „Aber wenn es mir nur um private Interessen ginge,würde ich mir einen Anwalt nehmen und klagen“, meint er.

Die Bürgerinitiative verfechte vielmehr „gesamtgesellschaftliche Anliegen“: So sollten die Investoren die Wirtschaftlichkeit des Projekts nachweisen und die Auswirkungen auf Natur und Umwelt berücksichtigen. Genau das geschehe, wenn in einigen Wochen das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werde, sagt Landrat Friese. Er befürchtet, dass Klagen der Gegner das Verfahren „unnötig in die Länge ziehen könnten“.

Momentan muss der Landrat erst einmal die Investoren beruhigen. Die waren angesichts einiger anfangs von Mitgliedern der Bürgerinitiative verbreiteter Parolen doch ziemlich schockiert. So wurde in einem Schreiben an Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) die Befürchtung geäußert, die Amerikaner könnten Drewitz als militärisches Aufmarschgebiet oder Waffenumschlagplatz nutzen. Das seien „radikale Ausrutscher“ gewesen, sagt Karl-Heinz Naumann. Inzwischen habe man die Diskussion versachlicht. Der Berliner Anwalt Günter Jucho, der die US-Investoren in Deutschland vertritt, ist noch optimistisch: „Wir werden uns mit den Kritikern zusammensetzen. Und sicher Lösungen finden.“

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