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Brandenburg: Auf Kufen durch den Spreewald

Schon am Wochenende könnten sich die Fließe in schier endlose Schlittschuhbahnen verwandeln

Lübben - Die anhaltend niedrigen Temperaturen lassen im Spreewald die Hoffnungen auf ein eiskaltes Vergnügen wachsen: Schlittschuhlaufen auf dem einzigartigen Labyrinth aus 300 Flussarmen und künstlichen Kanälen. Derzeit sind zwar nur einige Fließe von dünnem Eis über zogen, Polizei und Feuerwehr warnen noch ausdrücklich vor dem Betreten. Aber für die nächsten Tage sagen viele Einheimische bereits eine stabile und damit tragende Decke voraus. „Ich erwarte dann die besten Möglichkeiten rund ums Museumsdorf Lehde bei Lübbenau“, sagt Andreas Funke, der unter anderem die Internetseite „Wetter im Spreewald“ betreibt. „Dort herrscht wegen der breiten Fließe nur eine geringe Fließgeschwindigkeit, so dass hier die Spree am ehesten zufrieren kann.“

Die Erfahrungen der letzten Jahre geben ihm recht. 2002 und 2006 konnten sich hier viele Freizeitsportler und Schaulustige aufs Eis begeben – und auch auf die vielen zugefrorenen Überschwemmungswiesen. „In diesem Jahr steht hier aber sehr hohes Kraut, so dass es nur wenige glatte Flächen gibt“, sagt Andreas Funke. Eine glatte Eisfläche böten hingegen einige Fischteiche, etwa die bei Schlepzig, Lübben und Raddusch.

Auf den meisten Seen in Berlin und Brandenburg reicht die Eisdecke für ein gefahrloses Schlittschuhlaufen allerdings noch nicht aus, warnt die Feuerwehr. Zu den Ausnahmen gehörten die Karower Teiche zwischen Blankenburg und Buch. Auf den Spreewälder Fließen könnten sich vor allem Ortsunkundige in Gefahr begeben, heißt es. Denn es gebe noch zu viele offene Stellen. Jetzt müsse man abwarten, wie sich die vorausgesagten Minusgrade der kommenden Nächte auswirken würden. Erst dann könne „freie Fahrt“ gegeben werden.

Im Unterschied zum Schlittschuhlaufen auf großen Seen oder kleinen Dorfteichen bietet der Spreewald einige deutliche Vorzüge. Sollte das Eis hier tatsächlich einmal unter der Last der Läufer reißen, stehen diese meist nur knietief im Wasser und können sich leicht ans Ufer retten. Nach so einem Missgeschick kann man einfach in einem der zahlreichen Gasthöfe einkehren und sich am Kachelofen aufwärmen. Wer dann noch Plinsen mit Apfelmus oder das Nationalgericht aus Kartoffeln, Quark und Leinöl bestellt, hat sich garantiert schnell wieder aufgewärmt. Zwar bleiben die meisten Gaststätten im Spreewald inzwischen das ganze Jahr über geöffnet, aber an den seltenen Schlittschuhläufertagen lassen sich auch die sonst nur in der Saison betriebenen Imbisskioske das Geschäft meist nicht entgehen. Zum Aufwärmen bietet sich außerdem ein Abstecher in die Spreewaldtherme in Burg oder in das Spreeweltenbad Lübbenau an.

Die Einheimischen bewegen sich nicht selten mit merkwürdigen Utensilien übers Eis. In sogenannten Stoßschlitten schieben die Männer ihre Frauen, Kinder oder Eltern von einem Ort zum anderen. In Hüfthöhe angebrachte Schiebeholme dienen auch zum Festhalten. Früher wärmten sich die Fahrgäste an warmen Ziegelsteinen an den Füßen, während ein dicker Strohsack auf den Sitzflächen vor der Kälte schützte. Manchmal sieht man auch noch handgeschmiedete und stark nach oben gebogene Kufen, die mit Lederriemen an Schuhen befestigt werden. Ein Stock dient den Läufern zum Abstoßen und Prüfen der Eisstärke – und mitunter hilft er auch bei Notfällen. Claus-Dieter Steyer

Weiteres im Internet:

www.wetter-im-spreewald.de oder www.spreewaldwetter.de

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