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Brandenburg: Aussiedler in Mahlow brutal misshandelt

Polizei: Kombination aus Raub und Fremdenfeindlichkeit

Von Frank Jansen

Mahlow / Potsdam. Er wurde geschlagen, getreten und beraubt: Ein 27 Jahre alter Aussiedler hat einen Überfall mutmaßlich rechtsextremer Täter in Mahlow nur knapp überlebt. In der Nacht zu Sonnabend überfielen nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft vier junge Männer den Russlanddeutschen Alexander P. nahe der Bahnhofsgaststätte. Die Angreifer misshandelten das Opfer, nahmen ihm zehn Euro Bargeld ab und raubten seine EC-Karte. Die Täter versuchten dann, mit der Karte an mehreren Bankautomaten Geld abzuheben. Das gelang nicht, weil sich das Opfer geweigert hatte, die Geheimnummer preiszugeben. Als die Schläger zu den Geldautomaten gingen, gelang es P., sich zum Bahnhof und in die S-Bahn zu schleppen. Der Aussiedler fuhr nach Berlin, wo er lebt.

Am Sonnabend verschlechterte sich P.s Gesundheitszustand derart, dass er in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Dort stellten die Ärzte mehrere gebrochene Rippen fest. Die Verletzungen waren lebensgefährlich: Eine angebrochene Rippe hatte sich bereits in die Lunge gebohrt. Nur mit einer Notoperation konnten die Ärzte das Leben von P. retten.

Die Polizei nahm am Montag vier Tatverdächtige im Alter zwischen 16 und 20 Jahren fest, die alle einschlägig bekannt sein sollen. Es habe sich offenbar um eine Kombination aus schwerem Raub und Fremdenfeindlichkeit gehandelt, sagte der Leiter des Schutzbereiches Teltow-Fläming, Giesbert Becker. Das Amtsgericht Zossen schickte zwei mutmaßliche Schläger in Untersuchungshaft. Bislang ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts des schweren Raubes. Es werde jedoch geprüft, ob ein versuchtes Tötungsdelikt in Frage komme und der Haftbefehl ausgeweitet werden müsse, sagte der Potsdamer Oberstaatsanwalt Benedikt Welfens gestern dem Tagesspiegel.

Der Bahnhof von Mahlow gilt seit Jahren als Treffpunkt rechter Gewalttäter. 1996 verfolgten Jugendliche im Ort drei britische Bauarbeiter im Auto. Deren Wagen prallte nach einem Steinwurf der Skinheads gegen einen Baum; der dunkelhäutige Fahrer Noel Martin wurde lebensgefährlich verletzt und ist seitdem vom Hals abwärts gelähmt. Bei einem Besuch in Mahlow 2001 hatte das Opfer einen Fonds zum deutsch-britischen Jugendaustausch initiiert, der Anfang dieser Woche formal gegründet wurde.

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