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Bahnitz: Malen mit Melodie

Hunderte Künstler laden an diesem Wochenende zu den Tagen des offenen Ateliers ein. Darunter eine Frau aus Ohio, bei der auch schon viele Berliner ihr Talent entdeckt haben.

Die Künstlerin meint es gut mit dem Laien: „Keine Angst“, sagt Melodie Ebner-Joerges aus dem Kunsthof Bahnitz im Havelland. „Jeder Mensch kann malen. Erinnern Sie sich einfach an Ihre Kinderzeit.“ Da hätte schließlich fast jeder Mensch kleine Kunstwerke vollbringen können. Deshalb komme es nur darauf an, den Augen wieder zu vertrauen, formuliert die in den USA geborene und seit sechs Jahren in dem 70 Kilometer westlich Berlins gelegenen Dorf mit ihrem Mann lebende Künstlerin ihr Erfolgsgeheimnis.

Am Ende eines drei- bis fünftägigen Malkurses in ihrem aus einer ehemaligen LPG-Gaststätte entstandenen Atelier mit angeschlossener Pension würden ganz unterschiedliche Menschen ihr persönliches Talent entdecken und sich daran erfreuen. „Ich bin nur diejenige, die die entscheidende Steckdose findet“, sagt die 48-Jährige. „Alles andere machen die Gäste selbst.“ An diesem Wochenende gehört sie zu den vielen Künstlern im Land, die zu den „Tagen des offenen Ateliers“ Einblicke in ihre sonst weitgehend geschlossenen Refugien gewähren.

Im Kunsthof Bahnitz stehen den mehr oder minder talentierten Freizeitmalern alle Räume im Haus offen. So findet man sie im großen Atelier mit Bühne und Klavier, in der romantischen Bibliothek, im Café, in der Küche oder im Garten. Die sieben fantasiereich eingerichteten Gästezimmer kommen bewusst ohne Fernseher aus. Schließlich sollen sich die vorwiegend aus Berlin, Hamburg und Hannover anreisenden Besucher auf die Malerei konzentrieren. Und da können die ganz normalen Motive aus der Landschaft der Havel mit ihren sanften Ufern, den gelben Rapsfeldern und den manchmal windschief anmutenden Häusern und Kirchen schon mal schier überwältigend wirken. „Manche Kursteilnehmer schrecken erst einmal vor der Wucht der Eindrücke zurück und begeben sich mit der Staffelei nur etwas zögerlich in die Natur“, erzählt die Hausherrin.

Nicht nur in diesen Fällen hilft das gute Verhältnis zu den Kursteilnehmern. Wenn Melodie Ebner-Joerges aus ihrem Leben berichtet, bricht in der Regel jedes Eis. Schon der ungewöhnliche Vorname regt zum Nachfragen an. Den ließ sich ihre aus begeisterten Jazzmusikern bestehende Familie im US-Bundesstaat Ohio einfallen.

Der Vater brachte ihr das Zeichnen und Malen bei. Nach dessen Tod zog es die Familie auf die französisch-niederländische Karibik-Insel Saint-Martin. „Da gab es zwar tolle Motive, aber auf Dauer sind Palmen doch sehr langweilig“, erinnert sich die lebenslustige Frau. Weitere Lebensstationen hießen Philadelphia, Hongkong, Amsterdam und schließlich Bahnitz. Auf einer Urlaubsreise nach Berlin habe sie 1997 nicht nur ihren späteren Mann, sondern auch Brandenburg kennen- und lieben gelernt, erzählt sie.

Längst hat sich das beschauliche Dorf zu einer Künstlerhochburg entwickelt. Zehn Ateliers bei gerade einmal 170 Einwohnern sprechen für sich. „Anfangs war es nicht leicht, die fast hundert Künstler im westlichen Brandenburg zum Öffnen ihrer Türen zu bewegen“, sagte Melodie Ebner-Joerges. „Schließlich haben sie sich ja absichtlich so ein abgeschiedenes Anwesen gesucht.“ Aber inzwischen möchte kaum jemand die gute Atmosphäre bei diesen Publikumstagen missen. Der direkt am neuen Havelradweg gelegene Kunsthof steht dagegen jederzeit offen, auch für Menschen ohne Malleidenschaft.

Auskünfte unter Tel. (033877) 90 714 und im Internet unter www.kunsthof-bahnitz.de sowie zu den Tagen des offenen Ateliers am 2. und 3. Mai unter

www.kulturland-brandenburg.de

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