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Brandenburg: BBI-Bahnhof: Grüne wollen Klarheit über Kosten

Abgeordnete kritisieren teure Festpreisvereinbarung. Derweil wird Airport-Ausbau reduziert

Schönefeld - Bei den Baukosten für den künftigen Flughafenbahnhof in Schönefeld haben sich Bund und Länder nach Ansicht der Grünen vermutlich „über den Tisch ziehen lassen“. Die Bundestagsabgeordneten Cornelia Behm und Peter Hettlich sowie die Berliner Abgeordnete Claudia Hämmerling nannten gestern die mit der Bahn getroffene Festpreisvereinbarung von 285 Millionen Euro für den Rohbau des Bahnhofs „skandalös“. Das Projekt könnte möglicherweise 100 Millionen Euro billiger werden. Das Bundesverkehrsministerium und die Flughafengesellschaft hatten zuvor den im September vereinbarten Festpreis als Schutz vor Kostensteigerungen verteidigt. Auch seien noch nicht alle Aufträge vergeben.

Bislang sind für 112 Millionen Euro Aufträge vergeben, weitere sind geplant. Schätzungen über ein Vergabevolumen von insgesamt 160 Millionen Euro wurden bisher nicht bestätigt. Die Grünen fordern, dass der Bund und die Länder Brandenburg und Berlin „im Interesse der Steuerzahler die Karten auf den Tisch legen“ sollten, auch müsse sich der Verkehrsausschuss des Bundestages dringend mit demThema befassen. Die Abgeordnete Hämmerling verwies auf eine Senatsauskunft von Ende 2005, derzufolge der Rohbau des unterirdischen Bahnhofs rund 60 Millionen Euro kosten sollte. „Hier tun sich viele Fragen auf, die geklärt werden müssen.“ Von der Flughafengesellschaft war dazu am Montag keine Auskunft zu erhalten. Insgesamt soll der Bahnhof vermutlich 2010 fertig werden und 636 Millionen Euro kosten.

Um jetzt Geld zu sparen, will die Flughafengesellschaft den Ausbau des künftigen Flughafens Berlin-Brandenburg International (BBI) abspecken. Aufgegeben wurde unter anderem der Plan, bereits in der ersten Baustufe einen Tunnel im Rohbau zwischen dem neuen Hauptterminal und den bei einer Erweiterung vorgesehenen „Satellitengebäuden“ zu bauen. Rund 80 Millionen Euro kann die Flughafengesellschaft so nach Tagesspiegel-Informationen sparen. Der spätere Bau unter laufendem Betrieb dürfte dann jedoch nach Ansicht von Experten wesentlich teurer werden.

Flughafensprecher Ralf Kunkel sagte, der Bau des Verbindungstunnels sei nie fest beschlossen, sondern in der Planungsphase nur erwogen worden. Gebaut werden solle erst bei Bedarf. Offen sei zudem, ob die Verbindung der Abfertigungsgebäude unterirdisch oder durch Brücken erfolge. Nach vorliegenden Informationen war jedoch vorgesehen, den Verbindungstunnel parallel zum Tunnel für die Eisenbahn herzustellen. Dieses Vorgehen wäre besonders kostengünstig gewesen. Auch beim Bau des Nord-Süd-Tunnels in der Berliner Innenstadt für die Eisenbahn wurden im Bereich des Hauptbahnhofs die parallelen Röhren für den Straßentunnel und die U-Bahn unter Regie der Bahn mitgebaut.

Vermutungen, Kostensteigerungen beim Gesamtprojekt hätten zum Verzicht auf den Tunnelbau geführt, wies Kunkel zurück. Ein Bau, der erst in vielen Jahren genutzt werden könne, verursache auch in der Zeit zuvor hohe Kosten. Zudem könne ein Tunnel später unter dem Vorfeld gebaut werden, ohne den Flugverkehr einzuschränken.

Wenn sich die Passagierzahl-Prognosen erfüllen, könnte die Erweiterung des Flughafens bald erforderlich werden. Die erste Ausbaustufe ist für 22 bis 25 Millionen Passagiere angelegt. Im vergangenen Jahr zählten die drei Berliner Flughäfen 18,5 Millionen Passagiere, 19 Millionen sollen es 2007 werden. Tendenz: steigend.kt/C.v.L.

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