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Anastassiya Dranchuk kam auf Einladung einer Musikschule nach Deutschland.

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Abschiebebeschluss wegen Studienabbruch: Junge Starpianistin darf in Berlin bleiben

Berlins Innensenator Geisel kassiert den Abschiebebeschluss gegen Anastassiya Dranchuk. Für die Musikerin war die Geschichte eine gute PR-Aktion.

Der Innensenator höchstpersönlich ist es, der Anastassiya Dranchuk die gute Nachricht überbringt. Über ein Jahr haben die Auseinandersetzungen mit der Ausländerbehörde gedauert. Nun darf die Pianistin in Deutschland bleiben. SPD-Politiker Andreas Geisel war am Freitag den Empfehlungen einer Härtefallkommission gefolgt, die sich für eine Erneuerung der Aufenthaltsgenehmigung ausgesprochen hatten. Die „Berliner Zeitung“ hatte zuerst über den Fall berichtet.

„Viele sagen zu mir, du bist selbst schuld“

Geboren wurde Dranchuk vor 29 Jahren in der Sowjetunion, in einem Teil, der heute zu Kasachstan gehört. Vor 17 Jahren kam sie nach Berlin – auf Einladung einer Musikschule. Sie galt als Wunderkind, ihre Aufenthaltsgenehmigung aber wurde an die Ausbildung und ans Studium gekoppelt. Letztendlich ist es diese Regel, die zum Problem geworden ist. Denn anstatt jede Woche brav in ihren Vorlesungen zu sitzen, spielte Anastassiya Dranchuk Konzerte, sogar bei einem Empfang der Bundeskanzlerin. Und verliert zwischen all den Proben, Auftritten und Reisen ihr Studium ganz aus den Augen. Bis die Hochschule die Musikerin exmatrikuliert. Damit entfällt der Grund für ihren Aufenthalt. Sie bekommt ihren Pass abgenommen.

Ende Dezember kam der achtseitige Bescheid. Anastassiya Dranchuk solle bis zum 31. Januar das Land verlassen, heißt es darin. Absurd ist: Ihre Eltern haben mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft. Beide sind auch Musiker und arbeiten an einem Berliner Gymnasium. Doch auch das reicht nicht, um einen neuen Aufenthaltstitel zu erhalten.

„Viele sagen zu mir, du bist selbst schuld“, sagt die 29-Jährige. „Und das bin ich auch. Aber solch eine Strafe für ein nicht-abgeschlossenes Hochschulstudium ist hart.“ Die Situation habe sie viel Kraft gekostet, sagt sie. In der Zeit, in der ihr Pass bei den Behörden lag, musste sie Konzerte absagen. Irgendwann wusste sie sich nicht mehr anders zu helfen und ging an die Öffentlichkeit. „Meinen Eltern habe ich nichts davon gesagt, die hätten mich abgehalten“, sagt sie. Die Berichte zeigen Wirkung. Der Innensenator greift persönlich ein.

Eine gute PR-Aktion

Nach der Entscheidung war sie erleichtert. „Es hätte auch anders ausgehen können. Diese Unsicherheit hat mir sehr viel Kraft entzogen“, sagt Dranchuk. Sie wünscht sich, dass die Ausländerbehörden sich Einzelfälle genauer anschauen. Und prüft, ob jemand integriert ist oder nicht. Ihren Musikerkollegen kann sie nur raten, das Studium nicht zu vernachlässigen.

Ihren eigenen Abschluss will Anastassiya Dranchuk nun nachholen. Im März sind erst einmal viele Konzerte geplant. Denn, das gesteht sie selbst, die ganze Geschichte war eine gute PR-Aktion. Für ihre Unterstützer soll es bald ein Dankeskonzert geben. Senator Geisel ist auch eingeladen.

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