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Lehrstellen

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Arbeitsmarkt: Endspurt um die Lehrstelle

Mehr als 15.000 Berliner Jugendliche suchen noch einen Ausbildungsplatz. Offiziell gibt es allerdings nur noch 4900 Stellen.

Noch ist es nicht zu spät. In wenigen Wochen werden rund 35 000 Berliner Jugendliche mit einem Abschluss in der Tasche die Schule für immer verlassen. Ein Teil von ihnen hat schon eine Lehrstelle, ein paar tausend beginnen ein Studium. Wer jedoch noch keinen Ausbildungsplatz hat, im September aber eine Lehre beginnen möchte, sollte sich schleunigst um eine freie Stelle kümmern.

Schon jetzt sind mehr als 15 300 Ausbildungsplatzsuchende bei den Berliner Jobcentern gemeldet. In den nächsten Wochen werden es deutlich mehr, befürchten Berufsberater. Problematisch ist, dass den Bewerbern derzeit offiziell weniger als 4900 offene Lehrstellen zur Verfügung stehen. „Es wird eine Lehrstellenlücke geben“, sagt Olaf Möller, Sprecher der Berliner Arbeitsagenturen. Zwar melden nicht alle Unternehmen ihre offenen Ausbildungsplätze. „Allerdings melden sich auch nicht alle Schulabgänger bei uns“, gibt Möller zu bedenken. Experten befürchten, dass zehntausend Schulabgänger zwar eine Lehrstelle suchen, aber nicht offiziell als ausbildungsplatzsuchend registriert sind.

Erst kürzlich teilte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (IHK) mit, dass erstmals seit sechs Jahren nahezu jeder Bewerber in Deutschland auch eine Lehrstelle bekommen könnte.

In der industriearmen Hauptstadt ist dies hingegen unwahrscheinlich, sagen Kritiker. Zu Beginn des vergangenen Ausbildungsjahres im September 2006 hatten fast 6000 Berliner Schulabgänger keine Lehrstelle gefunden. Immer noch haben davon etwa 1000 junge Menschen offiziell keinen Ausbildungsplatz bekommen. Ein Teil der übrigen 5000 Alt-Bewerber hängt in der Warteschleife von Weiterbildungen, Fördermaßnahmen und freiwilligen Diensten. Sie tauchen dann in der Statistik oft nicht mehr als ausbildungsplatzsuchend auf. Zur offiziellen Zahl der unvermittelten Lehrstellenbewerber kämen dadurch jedes Jahr noch mehr als 2000 Berliner Jugendliche hinzu, sagen Gewerkschafter.

Nach Auskunft des Deutschen Gewerkschaftsbundes bildet nur noch jeder vierte Berliner Betrieb überhaupt Lehrlinge aus. Ein weiterer Grund für die Lehrstellensituation ist offenbar der Anstieg der Bewerberzahlen. Immer mehr Abiturienten ziehen eine Ausbildung dem Hochschulstudium vor. „Oft hat schon jeder dritte Bewerber ein Abitur in der Tasche“, sagt Möller. Für Hauptschüler sei es dann schwer, überhaupt eine Lehrstelle zu bekommen. Ausbildungsplätze zum Bankkaufmann etwa würden fast nur noch an Gymnasiasten vergeben. Unter Abiturienten beliebt sind auch Lehrstellen für Fachinformatiker und Steuerfachangestellte. „Hier haben Hauptschüler kaum Chancen“, heißt es aus den Jobcentern. Wer weder Abitur noch Realschulabschluss hat, müsse sich umso früher um einen Ausbildungsplatz bemühen. Oft verhindere die schlechte Schulbildung eine Anstellung, sagt Gerd Woweries von der IHK. Schulabgänger mit einfacher Berufsbildungsreife werden jedoch zum Beispiel von Malern und Friseuren genommen. Für den Herbst plant die IHK eine Börse für erfolglose Bewerber.

Die Arbeitsagentur Süd informiert morgen ab 16 Uhr angehende Azubis: Sonnenallee 282, Neukölln. Infos unter Telefon 030/555577-2360

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