zum Hauptinhalt
Forschung und Entwicklung von komplexen Technologien werden für die Berliner Wirtschaft immer wichtiger.

© Getty Images/Digital Vision/Monty Rakusen

Berlin wird Industriestadt: Mehr Investitionen in Forschung und neue Technologien

Die Wirtschaftsförderung Berlin Partner sieht die Hauptstadt vor anderen Regionen Deutschlands. Doch Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey warnt vor einer „Achillesferse“.

Die Hauptstadtregion entwickelt sich zum erfolgreichen Industriestandort. Das ist ein zentrales Ergebnis der Halbjahresbilanz der Wirtschaftsförderung Berlin Partner, die die Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) am Montag gemeinsam Stefan Franzke, dem Geschäftsführer von Berlin Partner, vorstellte. Trotz bundesweit angespannter Wirtschaftslage erweise sich die Berliner Wirtschaft insgesamt als „resilient“, sagte die Senatorin.

Das gesamte Investitionsvolumen lag in den ersten sechs Monaten des Jahres bei 421 Millionen Euro. Davon wurden 159,7 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung investiert, was für diesen Bereich einem Plus von 119 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Das Kapital floss insbesondere in den Bereich Verkehr, Mobilität und Logistik (39,7 Millionen Euro) sowie Optik und Photonik (36,7 Millionen Euro).

Stefan Franzke, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Berlin Partner, sieht Berlin als zukünftigen Industriestandort.
Stefan Franzke, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Berlin Partner, sieht Berlin als zukünftigen Industriestandort.

© Berlin Partner 

Was Technologie-Start-ups angeht, spiele Berlin bereits seit Jahren auf europäischer Ebene in einer Liga mit London, betonte Franzke. Das Interesse der internationalen Gründerszene am Standort sei ungebrochen, vor allem in der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), in der Medienbranche und der Kreativwirtschaft.

„Deep Tech“ ist die Zukunft

Doch inzwischen zeige sich auch, meint Franzke, dass die Industrie an Bedeutung gewinne. Zwölf Prozent aller Investitionen fiel in diesen Bereich. Im Vergleich mit westdeutschen Regionen habe Berlin-Brandenburg einen Vorteil. Gerade im Süden Deutschlands sei zu lange auf günstiges Gas aus Russland und billige Arbeitskraft aus China gesetzt worden. In der aktuellen politischen Weltlage, die von Konflikten und Entflechtung geprägt ist, führe das zu wirtschaftlichen Problemen.

159,7
Millionen Euro wurden im ersten Halbjahr in Forschung und Entwicklung investiert.

Doch die Hauptstadtregion habe, ebenso wie andere Regionen Ostdeutschlands, bereits in der Nachwendezeit eine Deindustrialisierung erlebt: „Durch dieses Tal der Tränen ist der Osten schon gegangen.“ Daher gebe es heute viele Möglichkeiten, neue Industrien anzusiedeln, etwa Unternehmen der Elektromobilitätsbranche. Ein Beispiel dafür sei das Innovationszentrum des chinesischen Elektroauto-Herstellers Nio. Auch in den Bereichen 3D-Druck und Finanztechnologie (Fintech) habe die Hauptstadt die Nase vorn.

Im Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof werde zu Quantensensorik und -elektronik geforscht, betonte Franzke. In neuen Technologien, die von Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft entwickelt werden, sieht der Wirtschaftsförderer einen wichtigen Faktor für die Zukunft. Bei den oft als „Deep Tech“ bezeichneten Produkten handelt es sich meist um komplexe Hardware. Im Vergleich zur Softwareentwicklung sind hohe Investitionen und lange Entwicklungszeiträume notwendig. In der Berliner Niederlassung von Jenoptik oder dem Halbleiterwerk von ASML sieht Franzke Erfolgsbeispiele.

Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) fordert mehr Direktflüge vom BER, um die Hauptstadt mit der Welt zu verbinden.
Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) fordert mehr Direktflüge vom BER, um die Hauptstadt mit der Welt zu verbinden.

© Berlin Partner 

Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey betonte: Die „Gesamtsituation“ sei in Deutschland „nicht gerade einfach“, die Angst vor Stagnation und verschärfter Rezession groß. Doch in Berlin liege das Wachstum deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Berlin sei das „Zugpferd der deutschen Wirtschaft“, das zeige die Halbjahresbilanz.

Zu wenig Direktflüge

Doch die Berliner Wirtschaft habe eine „Achillesferse“, sagte Giffey. Am Flughafen BER gebe es zu wenig Direktflüge in die Welt. Diese seien aber wichtig für Unternehmen, denn durch sie werde der Standort attraktiver für internationale Fachkräfte.

Der BER müsse zusätzliche Lizenzen bekommen, zum Beispiel für Emirates Airlines. Die staatliche Fluggesellschaft des Emirats Dubai fliegt bislang nur von Frankfurt, München, Düsseldorf und Hamburg, aber nicht von Berlin. Giffey meint, Emirates könnte neben Berlin auch die ostdeutschen Länder und die westlichen Regionen Polens mit Asien verbinden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
false
showPaywallPiano:
false