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Das Falkenhagener Feld in Spandau.

© imago/Manja Elsässer

Falsch abgerechnete Nebenkosten und kaputte Aufzüge: Was Mieter in den Berliner Außenbezirken beschäftigt

Eine neue Studie benennt die Sorgen, die Mieter in den Außenbezirken haben. In der politischen Debatte kommen sie oft nur am Rande vor.

Was treibt eigentlich die Menschen in den Außenbezirken wohnungspolitisch um? Im öffentlichen Diskurs kommt diese Perspektive häufig zu kurz. Eine Studie im Auftrag des Initiativenforums lenkt nun den Blick darauf, genauer: auf die Problemlagen, die Mieter vor allem in vier ausgewählten Siedlungen wahrnehmen.

Im Zentrum der Untersuchung stehen das Rote Viertel in Marzahn-Hellersdorf, das Kosmosviertel in Treptow-Köpenick, die Waldsiedlung in Steglitz-Zehlendorf und das Falkenhagener Feld in Spandau. Da die Studie auf einer qualitativen Methode beruht, lässt sich die Tragweite bestimmter Probleme nicht unbedingt daraus ableiten. Dennoch wirft sie Schlaglichter auf Themen, die dort in der nächsten Zeit noch wichtiger werden könnten.

Als großes Problem werden steigende Energie- und Betriebskosten benannt. Dieses Phänomen trifft natürlich nicht nur Bewohnende der Außenbezirke, und auch nicht nur Mieter.

Aber gerade für Mieter habe sich durch die Größenordnung, in der die Energiekosten gestiegen sind, etwas geändert, berichtete Susanna Raab, wissenschaftliche Mitarbeiterin der „ASUM Angewandte Stadtforschung und Mieterberatung GmbH“ und Autorin der Studie am Montagabend.

„Bisher waren Sanierungen ja immer eher ein Damoklesschwert, das über den Mietern hing, weil sie häufig mit Mietsteigerungen einhergehen. Interessanterweise führen die steigenden Energiekosten bei den Mietern nun aber zu der Forderung nach energetischer Sanierung“, sagte Raab.

Interessanterweise führen die steigenden Energiekosten bei den Mietern nun zu der Forderung nach energetischer Sanierung.

Susanna Raab, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei ASUM

Aus den Großsiedlungen sei ihr ein weiteres Problem zu den Nebenkostenabrechnungen berichtet worden: Immer wieder würden Nebenkosten fehlerhaft berechnet. Vor allem Vonovia-Mieter aus Steglitz-Zehlendorf hätten den Eindruck, dies geschehe geradezu systematisch.

Zum Beispiel würden immer wieder Gasleitungswartungen für Häuser abgerechnet, die gar keine Gasleitungen haben. Die Mieter müssten dann in kleinteiliger Recherche eigenhändig die Abrechnungen prüfen, um gegebenenfalls gegen Überhöhungen Einspruch zu erheben.

Auf Tagesspiegel-Anfrage erklärt ein Vonovia-Sprecher, es werde nicht systematisch falsch abgerechnet. „Vonovia arbeitet bei den Nebenkosten korrekt und professionell. Unsere Mieter:innen können die Belege in unserer Vonovia-App einsehen. Wenn Fehler passieren, korrigieren wir diese.“

Ein großes Problem ist außerdem der massive Instandhaltungsrückstau. Das betrifft, wie im Kosmosviertel in Treptow-Köpenick oder dem Falkenhagener Feld in Spandau, häufig rekommunalisierte Bestände, die von großen privaten Wohnungsunternehmen angekauft wurden.

„Wir haben diesen schlechten Gebäudezustand aufgrund von ganz bestimmten Verwertungstrategien, die häufig bei den großen und mittelgroßen Wohnungsunternehmen angewandt wurden, die absichtlich und über Jahre hinweg wenig in Instandhaltung investiert haben“, erklärt Raab.

Im 17. Stock ohne Aufzug

Zwar gebe es unter den Mietern überraschend viel Verständnis dafür, dass die landeseigenen Unternehmen nicht binnen kurzer Zeit den Instandhaltungsrückstau aufholen könnten, den die vorherigen Eigentümer in etlichen Jahren aufgebaut hätten.

Trotzdem: Die Probleme seien zum Teil sehr einschneidend für die Bewohner, etwa für mobilitätseingeschränkte Personen, die im 17. Stockwerk wohnten und in deren Häusern über geraume Zeit die Fahrstühle nicht funktionieren.

Vor allem in den beiden Ostbezirken ist außerdem die Sorge vor Nachverdichtung groß. Grüne Innenhöfe, die die Menschen zur Erholung und für soziale Aktivitäten nutzen, werden zugebaut. Ein Problem bei der Nachverdichtung ist auch, dass die soziale Infrastruktur wie Kitas oder Lebensmittelmärkte häufig nicht angemessen mitausgebaut wird.

Überhaupt ist der Mangel an Infrastruktur ein Problem: In den Siedlungen habe es auch schon vor der Nachverdichtung einen Mangel an Kitaplätzen, Schulplätzen und ärztlicher Versorgung gegeben.

Auch an Gewerbe fehlt es aus Sicht der Bewohner häufig, und zwar nicht nur, um Einkäufe und sonstige Erledigungen vornehmen zu können, sondern auch, weil Gegenden mit Gewerbe als lebendiger und sicherer wahrgenommen würden. Und eine schlechte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr gebe es in vielen Fällen überdies.

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