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Gerd Appenzeller war bis zuletzt als „Berater der Chefredaktion“ beschäftigt und ist dem Haus bis heute persönlich verbunden.

© Mike Wolff, TSP

Gerd Appenzeller wird 80 : Unvoreingenommen und akribisch

Gerd Appenzeller, ehemaliger Chefredakteur, Herausgeber und Chef des „Wirtschaftsclubs“ beim Tagesspiegel, feiert am Sonnabend seinen 80. Geburtstag. Wir gratulieren.

Es waren nicht die schönsten Jahre des Tagesspiegels, als Gerd Appenzeller nach Berlin kam. Der Einstieg des Verlegers Dieter von Holtzbrinck hatte den Verlag mit knapper Not vor dem Ende bewahrt, die Leitenden in der Redaktion arbeiteten nach Kräften gegeneinander, und der Kampf der Berliner Zeitungen um Auflagen und Bedeutung tobte auf unangenehme Art.

Was tat Appenzeller, der aus Konstanz geschickte vermeintliche Provinzler? Er beruhigte. Lobte! War sofort der Chef, ohne dafür ständig auf irgendwelche Tische hauen zu müssen, wurde derjenige, zu dem man gehen konnte, wenn Zuhörenkönnen das Wichtigste war. Es war also, als habe jemand einen Grauschleier weggezogen, die Wogen geglättet, den Sturm beruhigt – egal, alle Metaphern passten auf das, was da passierte.

Gerd Appenzeller hat viele Jahre die Veranstaltungen des „Wirtschaftsclubs“ beim Tagesspiegel moderiert und das Wirtschaftsmagazin „Berlin maximal“ (später „Tagesspiegel Köpfe“) begleitet.

© Thilo Rückeis TSP

Wie er das gemacht hat? Er machte einfach. Persönlichkeit, Menschlichkeit, publizistische Kraft in einer Person, das war damals wie heute in der Presselandschaft nicht leicht zu finden. Es kam dazu, dass er allen berufstypischen Abwegen zum Trotz gleichermaßen Abstand hielt zum Weltverbesserertum und dessen schwarzem Zwilling, dem Zynismus. So wurde er, der gebürtige Berliner, zu einer gewichtigen Stimme der Vernunft seiner Zeitung und seiner Stadt.

Uneitel war er auch, das zeigte sich schon daran, dass er nach all den hochmögenden Ämtern – Redaktionsdirektor, Herausgeber, Berater der Chefredaktion – seine letzten Berufsjahre seinem Heimatbezirk Reinickendorf widmete und den wöchentlichen Tagesspiegel-Newsletter schrieb als eine Art Ein-Mann-Bezirksredaktion. Das ist normalerweise ein Einstieg für Berufsanfänger – und die konnten säckeweise lernen von seiner unvoreingenommenen, akribischen Arbeit.

Gerd Appenzeller ist mittlerweile im Ruhestand, schweigt aber nicht. Er besucht Tagesspiegel-Veranstaltungen – vor drei Wochen erst die zum Abschluss der Serie „100 wichtigste Köpfe der Berliner Wirtschaft“. Er schreibt ab und zu, meldet sich bei Facebook zu Wort, genau und differenziert wie stets. Am heutigen Sonnabend wird er 80 Jahre alt. Seine Redaktion gratuliert von Herzen.

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