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 Christoph Golbeck vom Autohaus Golbeck in Friedrichshain.

© Stephan Roehl

„Mobilität geht auch anders“: Der Berliner Autohändler, der keine Autos mehr verkaufen will

Car-Sharing, E-Bikes, Elektro-Transporter und Lastenräder – darin sieht Christoph Golbeck vom Autohaus Golbeck in Friedrichshain die Zukunft. Nicht etwa im privaten Pkw.

Christoph Golbeck hat nichts gegen Autos, ganz im Gegenteil. Schon in den 90er-Jahren betrieben seine Eltern eine Trabi-Werkstatt in Berlin. Die gibt es auch heute noch, nur dass dort jetzt alle möglichen Autos repariert werden. 2021 hat sie der Sohn übernommen, mitsamt einem Autohaus in Friedrichshain. Doch Autos verkauft er dort seit zwei Jahren nicht mehr. „Wir wollen zeigen, wie Mobilität auch anders geht“, sagt er.

Dass Golbeck sein Geschäft verändert, hat auch wirtschaftliche Gründe. In Zeiten von Verkehrswende und Digitalisierung geht die Zahl der klassischen Autohäuser zurück. Einer Studie des Instituts für Automobilwirtschaft (Ifa) zufolge könnte sich deren Zahl in Deutschland bis 2030 fast halbieren – statt 6800 wären es dann nur noch 3800.

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Die Verkehrswende nun ausgerechnet in einem Autohaus umzusetzen, findet Christoph Golbeck sinnvoll. Seine Kundinnen und Kunden hätten ihn immer öfter nach Alternativen zum Pkw gefragt, erzählt er. „Anstatt nur auf den Fahrradladen zu verweisen oder zu zeigen, wo man die BVG-Umweltkarte kaufen kann, haben wir überlegt, was wir selbst machen können.“

E-Bike, Elektro-Transporter, Lastenräder

Das Mobilitätshaus, wie Golbeck es jetzt nennt, liegt an der Frankfurter Allee. Auf sechs Spuren rauscht hier der Verkehr vorbei. Vorne im alten Showroom, wo früher zwei Autos standen, werden nun E-Bikes, Elektro-Transporter und Lastenräder ausgestellt. Viele kommen schon sehr lange in die Werkstatt. „Dadurch haben wir einen Vertrauensvorsprung“, sagt Golbeck.

Wenn Kund:innen den Zweitwagen aufgeben wollen oder die Reparatur des alten Autos zu teuer wird, schlägt Golbeck Alternativen vor. „Einen Pkw zu betreiben oder auch sogar zu besitzen, ist oft sehr viel teurer als ein klug ausgewähltes Micromobil“, sagt Golbeck. Doch momentan verdient er noch das meiste mit seiner Kfz-Werkstatt. Veränderungen bräuchten eben Zeit, sagt er.

Dass die Verkehrswende noch lange nicht bei allen Berliner:innen angekommen ist, zeigen die Zulassungszahlen. 1,2 Millionen Pkw sind in Berlin angemeldet. Das sind acht Prozent mehr als vor zehn Jahren – und auch der Liefer- und Pendelverkehr nimmt zu.

Doch schon jetzt sind die Straßen überlastet. Verkehrsexpert:innen warnen vor einem Verkehrskollaps, wenn es weiterhin mehr Autos werden. So auch Uta Bauer vom Institut für Urbanistik in Kreuzberg. In anderen deutschen Städten sei das schon zu beobachten. „In München sind viele Straßen nicht nur zu den Spitzenzeiten so verstopft, dass teilweise der Verkehr zum Erliegen kommt“, sagt Bauer.

Christoph Golbeck sieht die Lösung im sogenannten intermodalen Verkehr, also im Wechsel der verschiedenen Transportmittel. Er sagt: Es gebe für jede Gelegenheit das richtige Fahrzeug. „Wenn ich bei 30 Grad zum Bäcker fahre, macht das Auto keinen Sinn. Wenn ich mit der Familie und Skiausrüstung in der Berge will, dann schon.“

Vom Autohaus zum Reisebüro für den Verkehr

Dazu müsse man den Pkw aber nicht besitzen. In Zukunft stellt sich Golbeck sein Autohaus vor wie ein Reisebüro für den Verkehr, in dem es alles gibt, um gut durch Berlin zu kommen. E-Bikes, Auto- und Fahrradreparatur, Zug- und U-Bahnkarten. Und das Auto nur noch in Ausnahmefällen zum Leihen.

Doch wie realistisch sind solche Vorstellungen? Welche Hürden bestehen in Berlin auf dem Weg zur Verkehrswende? Die Antworten hören Sie in der aktuellen Episode von „Futur B“.

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