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In Zehlendorf haben fünf Männer und eine Frau Menschen mit falschem Gold und einem Schneeballsystem um ihr Geld betrogen.

© Sven Hoppe/dpa

Update

Prozessauftakt in Berlin: Falschgold-Prozess beginnt schleppend

Nach dem spektakulären Fund von fast vier Tonnen Falschgold in einer Villa in Zehlendorf hat der Prozess wegen Anlagebetrugs gegen sechs Verdächtige schleppend begonnen.

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Verteidiger widersprachen am Donnerstag der Verlesung des Anklagesatzes. Dieser enthalte unzulässige Wertungen. Zudem seien die rund 6000 Geschädigten nicht „individualisiert angegeben“. Im Prozess geht es um Geschäfte der „Berliner Wirtschafts- und Finanzstiftung“. Kunden seien lukrative Goldanlagen vorgegaukelt worden. Insgesamt 55 Millionen Euro hätten Anleger den Verantwortlichen anvertraut. Tatsächlich sollen die Hauptangeklagten zur Täuschung in China extra Gold-Dummys – Barren aus minderwertigem Material - bestellt haben. Das Landgericht will den Verteidiger-Antrag bis 16. Juni prüfen.

Der Tatort ist der Keller einer Villa in Zehlendorf. Dort hat die Berliner Wirtschafts- und Finanzstiftung über Jahre Falschgold gehortet und an Anleger verkauft. Rund 6000 Verbraucher sollen darauf reingefallen sein und den Verantwortlichen 48 Millionen Euro anvertraut haben. Die haben versprochen, das Gold für sie aufzubewahren und es ihnen später zu einem höheren Preis wieder abzunehmen.

Was nach einem lukrativen Geschäft klang, war wohl vor allem eins: Abzocke. Denn wie die Ermittler später herausfanden, war ein Großteil des Goldes gar nicht echt. Fünf Männer und eine Frau müssen sich deshalb von diesem Donnerstag an vor dem Berliner Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Betrug vor.

Falsches Gold aus China

Die Geschichte klingt nach einem schlechten Krimi. In China sollen die Angeklagten extra Gold-Dummys bestellt haben, um die Anleger zu täuschen. Das sind Barren aus minderwertigem Metall mit einem hauchdünnen Goldüberzug. Händler nutzen sie normalerweise als Werbung. Die Angeklagten nutzen sie dagegen, um damit ihren Tresor im Keller zu füllen – für den Fall, dass Anleger misstrauisch wurden und ihr Gold sehen wollten. Bei einer Razzia vor anderthalb Jahren stellten die Ermittler in der Villa vier Tonnen Gold sicher: Echt waren davon gerade einmal 324 Kilogramm. Über 300.000 Euro sollen die Angeklagten für die Dummys ausgegeben haben. Wären diese falschen Barren echt gewesen, hätten sie einen Wert von 122 Millionen Euro gehabt.

Nach außen hin traten die Angeklagten dabei hoch professionell auf. Ihre Stiftung sollte Mitglied im „Bund Deutscher Treuhandstiftungen“ sein. Doch auch hinter dem standen die Angeklagten. Unter den sechs, die nun vor Gericht stehen, sollen auch ein Rechtsanwalt und ein Steuerberater sein, die die Geschäfte für sicher erklärt haben sollen.

Experten vermuten Schneeballsystem

Neben der repräsentativen Villa in Zehlendorf hat die Stiftung in Köln und Bremen je einen Campus aufgebaut, auf dem Vertreter ausgebildet wurden. Sie sollten das Gold an Verbraucher verkaufen. Manche Experten vermuten daher ein Schneeballsystem: Die Angeklagten könnten einen Teil der Gelder von neuen Anlegern genutzt haben, um die Kunden der ersten Stunde auszubezahlen. Denn sonst wäre das System zusammengebrochen, sobald ein Verbraucher sein Geld zurückhaben wollte. Um den Fall zu klären, hat das Berliner Landgericht vorerst 52 Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil dürfte frühestens im Januar fallen.

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