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Fluglärmkommission: Krach vermeiden – in der Luft und am Boden

Die neue Fluglärmkommission bereitet ihre erste Tagung vor – es geht um die neuen An- und Abflugrouten am neuen Großflughafen in Schönefeld. Die betroffenen Bezirke reden diesmal mit.

Berlin/Schönefeld – Anfang November wird über den Krach am neuen Großflughafen diskutiert. Dann soll die Fluglärmkommission zum ersten Mal tagen, die um die südlichen Berliner Bezirke erweitert wurde. Dabei geht es auch um die von der Deutschen Flugsicherung vorgeschlagenen An- und Abflugrouten zum künftigen Flughafen in Schönefeld, die zum Teil weiter über das Stadtgebiet führen sollen, was die meisten Betroffenen überrascht hat.

Dabei würde nach Angaben der Flugsicherung, deren Zentrale am Frankfurter Flughafen liegt und die die Berliner Routen entwickelt hat, das zentrale Stadtgebiet in mindestens 3000 Meter Höhe überquert werden. Derzeit werde der größte Teil des Stadtgebiets bei Abflügen von Tegel in Höhen zwischen 2000 Meter und 2500 Meter überflogen; in der unmittelbaren Startphase fliegen die Maschinen über die Hausdächer von Pankow, Reinickendorf und Spandau je nach Windrichtung noch deutlich tiefer.

Mit den neuen Schönefeld-Routen würden insgesamt mehr Bewohner in der Stadt entlastet, argumentiert die Flugsicherung. Durch den Wegfall des Flughafens Tegel und die Inbetriebnahme der neuen Anlage in Schönefeld werde das Stadtgebiet zudem auch weniger häufig überflogen als heute. Vornehmlich werde in Richtung Westen und Süden geflogen. In der Stadt haben die meisten Bewohner jedoch angenommen, mit der Inbetriebnahme des neuen Flughafens in Schönefeld und dem Schließen von Tegel gebe es gar keinen Flugverkehr mehr in solchen Höhen über dem Stadtgebiet.

Die Flugzeuge sind in Höhen zwar noch zu hören, aber der Krach ist nicht laut genug, um einen Anspruch auf Lärmschutz zu erlangen. Ein Schutz vor Schadstoffen, die die Flugzeuge ausstoßen, ist gesetzlich gar nicht vorgesehen. Auch die Gefahr eines Absturzes wird als gering eingestuft; die meisten Unfälle passieren beim Start oder Landen. Nach der Schließung von Tegel soll zumindest die Innenstadt von Berlin davon befreit sein.

Die Routen sind bisher nur ein Vorschlag, entwickelt nach den Vorgaben, den Flugbetrieb „sicher, geordnet und flüssig“ zu gestalten. Festgelegt werden sie endgültig vom Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung, das sich mit dem Umweltbundesamt abstimmt. Die Bundesregierung wolle sich nicht einmischen, teilte das Bundesverkehrsministerium der Grünen-Abgeordneten Lisa Paus mit. Damit drückt sich nach Ansicht der Abgeordneten Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) vor der Verantwortung. Auch der Senat hatte ihn um Hilfe gebeten.

Um die Strecken kurz zu halten, haben die Planer der Flugsicherung deshalb auch das Überfliegen der Stadt vorgesehen. Grundsätzlich sei es aber auch möglich, die Stadt komplett zu umkurven, sagte ein Planer. Dann müsse man aber in Kauf nehmen, dass woanders auch Krach erzeugt werde und der Schadstoffausstoß zunehme, weil die Strecken länger werden. Vorwürfe, mit den jetzt gewählten Routen würden sich die Lotsen die Kontrollarbeit für die an- und abfliegenden Maschinen am einfachsten machen, weist man bei der Flugsicherung zurück.

Während die Routen hier mehr oder weniger frei gewählt werden können, gibt es für die Start- und Landebereiche strenge Vorgaben. Um Starts oder Landungen unabhängig voneinander gleichzeitig von beiden Bahnen zu ermöglichen, müssen die Maschinen unmittelbar nach dem Start um mindestens 15 Grad voneinander abknicken. Obwohl dies seit mindestens 1998 bekannt war, sah der Antrag für das Genehmigungsverfahren auch hier stets einen Geradeausflug vor.

Die jetzt von der Flugsicherung vorgeschlagenen Routen sehen nun zum ersten Mal das Abknicken vor. Dadurch gibt es zwar keine Direktüberflüge mehr über Blankenfelde-Mahlow, dafür rückt der Lärmbereich unter anderem näher an Teltow. Bei Flügen Richtung Osten drehen die Maschinen nun stärker als zuvor geplant unter anderem über Zeuthen ab.

Beim Anflug müssen die Piloten zehn Meilen (etwa 18 Kilometer) vor dem Landen die Bahn geradeaus vor sich haben, um von den Instrumenten erfasst werden zu können. Hier bleibt es beim Überfliegen von Blankenfelde-Mahlow.

Derzeit werden neue Verfahren erprobt, die auch ein Umkurven von Siedlungsgebieten beim Landen zulassen oder die Maschinen länger in größeren Höhen halten.

Montagsdemo in Lichtenrade

Die Bürgerinitiative Keine Flugrouten in Berlin hat Mitglieder in allen südlichen Bezirken und Gemeinden. Am heutigen Montag, 18 Uhr, demonstrieren die Ortsgruppen Lichtenrade und Mahlow Nord. Treffpunkt für die Aktion ist der S-Bahnhof Lichtenrade (Bahnhof- Ecke Briesingstraße). AG

Die Initiative im Netz: www.kfberlin.de

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