zum Hauptinhalt
Jamie Lee Curtis

© IMAGO/Avalon.red/Julie Edwards

Der prominente Wochenrückblick: Was Jamie Lee Curtis von Kim Kardashian lernen kann

Mancher Promis positionierte sich in der vergangenen Woche nicht gerade überzeugend zum Krieg in Israel. Justin Bieber und Jamie Lee Curtis sollten bei Kim Kardashian in den Social-Media-Kurs gehen.

An dieser Stelle geht es für gewöhnlich unterhaltsam zu, doch auch Promis sind offenbar nur Menschen, die Weltpolitisches nicht unbewegt lässt. Deshalb ging es in der vergangenen Woche darum, wann und wie man sich am besten solidarisch positioniert und warum – und wo man das am besten lässt.

Die voreiligste Berlinerin, die den grausamen Überfall der Hamas auf Israel für ihre Zwecke nutzte, war die Rapperin Nura. Bereits vergangenen Sonntag teilte sie auf ihrem Instagram-Kanal ein Schwarz-weiß-Bild von sich vor dem Hintergrund eines „Free Palestine“-Schriftzug. Dazu verlinkte sie ihre aktuelle Single.

Marketingtechnisch ein voller Erfolg, die Aufmerksamkeit war ihr sicher. Wohl als Folge wurde sie dann aus der „ProSieben“-Sendung „Late Night Berlin“ ausgeladen. Offenbar Grund genug für einen Entschuldigungsversuch und die wohl nachvollziehbare Einordnung: „Wenn ich Nachrichten gucke und Menschen sehe, die leiden, dann mache ich keine Unterschiede, welche Herkunft, welches Geschlecht, welche Religion diese Personen haben. Leid ist Leid.“ Das nachgeschobene, falls sie jemand verletzt habe, tue es ihr leid, wirkte in dem schwammigen Zusammenhang dann doch ein bisschen zynisch.

Geschickter stellte das der Moderator, Podcaster und Journalist Malcolm Ohanwe an. Nachdem er – so wurde es wenigstens interpretiert – Verständnis für den Hamas-Überfall äußerte, positionierte er sich deutlich: „Meine Position ist und war immer die gleiche: Die Hamas verübt ganz üblen Terror und liefert absolut keine guten oder legitimen Antworten auf die Besatzung.“ Blöd nur, dass einige seiner Arbeitgeber, darunter der TV-Sender ARTE oder der Bayerische Rundfunk, sich da bereits von ihm distanzierten.

Andersrum war Scheinheiligkeit dann auch das Motiv mancher spontan geäußerten Empathie-Bekundung, zumindest in Übersee: Die Unternehmerin und Reality-TV-Darstellerin Kylie Jenner verkündete vor ihren 400 Millionen Followern auf Instagram Solidarität mit Israel. Der entsprechende Beitrag war allerdings kurz darauf wieder verschwunden. Laut US-Medien hatte es Jenner in ihren Kommentarspalten mit so starkem Gegenwind zu tun, dass sie sich lieber doch „neutral“ geben wollte.

Ihre Halbschwester Kim Kardashian äußerte sich überlegter und wartete erst einige Tage, bis sie sich dazu entschied, auch etwas sagen zu wollen. PR-technisch genial, ist ihr Statement direkt an ihre jüdischen Freunde und Familie gerichtet, die sie liebe und deren Ängste sie erhört habe. Und dann wird sie persönlich: Als Armenierin sei sie besonders sensibel für „solche Angelegenheiten“, weil sie seit Jahren über den Völkermord an den Armeniern spreche.

Jeder sollte die Möglichkeit haben, Krisenzeiten so zu bewältigen, wie er sich am wohlsten fühlt, sei es privat oder öffentlich.

Kim Kardashian, Influencerin, Model und Schauspielerin

Ihre Bitte: in diesen Tagen niemanden zu verurteilen, egal ob man etwas sage oder nicht. Die Kommentarfunktion unter ihrem drei Instagram-Slides langem Statement deaktivierte sie vorausschauend und sie verzichtete auf Bilder, Flaggen-Symbole oder Friedenstauben-Emojis, was dem ganzen einen angemessenen, seriösen Anstrich verlieh.

Daran hätten sich Sänger Justin Bieber und Schauspielerin Jamie Lee Curtis mal besser ein Beispiel genommen. Die beiden ernteten im Netz viel Häme, weil im Hintergrund ihrer anteilnehmenden „Bete für Israel“ Postings ausgerechnet zerbombte Häuser des Gaza-Streifens zu sehen waren. Während Bieber das Bild unkommentiert wieder löschte und es dabei beließ, wirkt Curtis mit weiteren Postings für dieses oder jenes Thema mit Nahostkonflikt-Zusammenhang wesentlich engagierter.

Nun, wie es Promi macht, macht es Promi falsch, möchte man meinen. Letztendlich handeln sie aber nur wie viele, auch ganz gewöhnliche Social-Media-Nutzer dieser Tage. Die Emotionen liegen blank, man fühlt sich hilflos. Mit zwei Klicks das Gefühl, etwas beitragen zu wollen, wenigstens ein bisschen befriedigt zu haben, scheint verlockend. Dem unbedingt nachzugeben, schadet manchmal mehr als es hilft. Es empfiehlt sich also zu lernen und zu überlegen, was wann wo genau und mit welcher Motivation unbedingt geteilt werden muss.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false