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Am Montag fiel das Urteil vor dem Amtsgericht Tiergarten.

© dpa

Aus dem Gerichtssaal: Die Ehefrau verbrüht und erstochen

Wegen Mordes an seiner 34 Jahre alten Frau steht ihr Ehemann nun vor Gericht. Für den Mordprozess sind 13 weitere Verhandlungstage bis Ende November geplant.

Die Schwestern sind ganz in Schwarz gekleidet. Eine der beiden Frauen bleibt vor der Anklagebank stehen. Sie mustert den 44-jährigen Mann, der sich seit Dienstag vor dem Landgericht verantworten muss. Mehmet P. ist laut Anklage für den Tod ihrer Schwester Yeter P. verantwortlich. Am Ende einer Ehe, die von Unterdrückung und Gewalt geprägt war, habe er die 34-jährige Mutter von fünf Kinder tödlich attackiert. Mit kochendem Wasser habe er sie erst übergossen, dann durch 17 Messerstiche tödlich verletzt.

Mehmet P. hockt in einer schwarzen Kapuzenjacke auf der Anklagebank und reagiert zunächst schweigend auf die Anklage, die eine Dolmetscherin übersetzt. Er stammt aus der Osttürkei und lebt seit Anfang der 90er Jahre in Berlin. Ein Mann ohne erlernten Beruf, der zeitweise als Bauunternehmer gearbeitet habe. Er gelte als religiös-fundamentalistisch – ein eifriger Koran-Leser, der sich als einen Gelehrten sah, hieß es am Rande des Prozesses.

Er heiratete 1999 eine Cousine aus der Türkei. Yeter P. hatte wohl keine Wahl. Es soll eine arrangierte Ehe gewesen sein. Mit einem Mann, der seine Frau beherrschen und ihr Leben bestimmen wollte. „Er hat sie als sein Eigentum betrachtet“, so die Anklage.

Die Ehefrau war jahrelang unterdrückt worden

Yeter P. hat sich wohl zunehmend gegen sein patriarchalisches Auftreten gewehrt. Das Tragen einer Burka habe sie abgelehnt – für sich und ihre 15-jährige Tochter. Sie habe ihren Mann „wegen jahrelanger Unterdrückung, in der sie physisch und psychisch misshandelt wurde, verlassen wollen“, heißt es weiter in der Anklage.

Am 5. Dezember dann der tödliche Angriff: Yeter P. hatte zuvor „entgegen der strikten Anweisungen ihres Ehemannes“ allein die Familienwohnung in Wedding verlassen, um einen kranken Neffen zu besuchen, so die Anklage. Gegen 15 Uhr habe Mehmet P. die Geschädigte „außer sich vor Wut und in grenzenloser Eifersucht“ attackiert.

Die fünffache Mutter wurde mit kochendem Wasser übergossen. Dann soll Mehmet P. mit einem Messer, 18 Zentimeter lang die Klinge, zugestochen haben. Mindestens zwölf wuchtige Stiche in den Oberkörper trafen die Frau. Bevor P. floh, habe er einen Nachbarn über den lebensgefährlichen Zustand seiner Ehefrau informiert.

Staatsanwalt: Mord aus niedrigen Beweggründen

Am 15. Dezember stellte sich der Angeklagte der Polizei. Einen Tag später starb seine Frau. Von einem Mord aus niedrigen Beweggründen geht die Staatsanwaltschaft aus. Mehmet P. soll sich in Gesprächen mit einem psychiatrischen Gutachter zur Tat geäußert haben. Der Sachverständige soll am Montag als Zeuge befragt werden.

Plötzlich Schreie von der Bank der Nebenkläger. „Du Teufel, ehrloser!“, ruft eine Schwester der Getöteten in Richtung des Angeklagten. Eine zweite Nebenklägerin bricht zusammen. Nach dem Prozess gehen die Schwestern auf eine Gruppe von Frauen vor dem Gerichtsgebäude zu. „Gerechtigkeit für die ermordete Yeter“ fordern die Demonstrantinnen und „Stoppt den Feminizid“.

Für den Mordprozess sind 13 weitere Verhandlungstage bis Ende November geplant.

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