zum Hauptinhalt

Berlin: Ex-Rocker erneut zu Haft verurteilt

23-Jähriger packte gegen seine Komplizen aus.

Wenn der Ex-Rocker auf der Anklagebank sitzt, sind Polizisten in schusssicheren Westen im Saal. Der 24-Jährige, der hinter Panzerglas saß, war Mitglied des Bandido-Supporterklubs „La Onda“. Mit seinen damaligen „Brüdern“ beging er Straftaten: Raub, Erpressung, Körperverletzung, Brandstiftung. „Ich will mit meiner kriminellen Vergangenheit komplett abschließen“, hatte Robin A. gesagt und so seine Geständnisbereitschaft begründet. Seine Aussage im Prozess um Erpressung und Amtsanmaßung am Dienstag trug zu einem schnellen Urteil bei. Das Gericht verhängte eine Gesamtstrafe von drei Jahren und zehn Monaten Haft.

Es ging um einen Überfall auf einen Drogendealer im Juni 2010. Robin A. (Name geändert) und weitere Rocker vermuteten in der Hellersdorfer Wohnung des 40-jährigen Mannes große Mengen Bargeld. Sie klingelten und gaben sich als Polizeibeamte aus. Er solle auf die Straße kommen, weil sein Fahrzeug in eine Straftat verwickelt sei. Sie verlangten „Schweigegeld“ von ihm. Robin A. gab zu, dem mutmaßlichen Dealer gedroht zu haben, ihn „abzuknallen“. Er und die anderen Rocker erpressten 21 000 Euro. Von seinem Anteil habe er Rauschgift und Klamotten gekauft.

Drei Monate später überfiel Robin A. den Mann noch einmal. 10 000 Euro verlangte er, weil er Schulden im Rockerklub hatte. Im Mai 2012 wurde er zu zwei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Diese Strafe wurde in die jetzige Entscheidung miteinbezogen. Die Richter hoben hervor, dass A. Aufklärungshilfe geleistet und „ganz offen und klar mit der Rockervereinigung gebrochen“ habe. Der Aussteiger sei deshalb schon bedroht worden.

In mehr als 60 Vernehmungen bei der Polizei hatte Robin A. von Straftaten berichtet. Er bezichtigte sich selbst und weitere Rocker, sagte als Kronzeuge erstmals in Berlin als früherer Rocker gegen einstige „Brüder“ aus. Das war im September. Er und die drei Mitangeklagten waren im Januar 2010 nach Marzahn gefahren und hatten ein Auto angezündet – ein Racheakt gegen die Hells Angels nach einem Angriff auf einen Bandido. A. wurde schuldig gesprochen, blieb aber straffrei.

Das jetzige Urteil entspricht den Anträgen der Staatsanwältin und des Verteidigers. Schon am 24. Oktober wird Robin A. erneut hinter Panzerglas sitzen: Es beginnt ein weiterer Prozess gegen ihn und weitere Männer aus dem Umkreis der Bandidos. Kerstin Gehrke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false