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Armutsatlas

© Paritätischer Gesamtverband

Statistik: Jeder sechste Berliner ist arm

Im bundesweiten Vergleich der Armut liegt Berlin auf Platz sechs, also im hinteren Mittelfeld. Doch Grund zur Freude ist das nicht, zumal es im Umland teilweise noch düsterer aussieht. Nur die Region um Potsdam profitiert kräftig von der Hauptstadt.

In Berlin lebt mehr als jeder sechste Bürger unterhalb der Armutsschwelle. Das geht aus dem aktuellen bundesweiten Armutsatlas hervor, den der Paritätische Gesamtverband am Montag in Berlin vorgestellt hat. Damit hatten im Jahr 2007 ganze 17,5 Prozent der Berliner nur 60 Prozent oder sogar weniger des Durchschnittseinkommens zur Verfügung. Die Armutsgrenze mit Einrechnung der Verbraucherpreise lag 2007 nach Angaben des Verbands bei 736 Euro für Alleinstehende. Für ein Paar mit zwei Kindern werden 1766 Euro als Minimum veranschlagt, für eine Alleinerziehende mit einem Kind nur 956 Euro.

Berlin liegt im Vergleich der Bundesländer somit auf Platz sechs der armen Länder, zusammen mit Brandenburg. Die höchsten Armutsquoten wurden in Mecklenburg-Vorpommern (24,3 Prozent) und Sachsen-Anhalt (21,5 Prozent) ermittelt. Die geringste Armutsquote findet sich in Baden-Württemberg (zehn Prozent) und Bayern (elf Prozent). Berlin liegt damit im Mittelfeld und hat, zusammen mit Brandenburg, den niedrigsten Armutswert von allen ostdeutschen Bundesländern.

Die Situation in der Hauptstadt hat sich zuletzt kontinuierlich verbessert: 2005 lag die Armutsquote in Berlin noch bei 19,5 Prozent, also ganze zwei Prozentpunkte höher als zwei Jahre später. Die Armut insgesamt verminderte sich damit um 11 Prozent. Das Berliner Umland zeigt sich heterogen: Im Norden grenzt die Hauptstadt an zwei Regionen mit sehr hohen Armutsquoten von über 19 Prozent, im Süden dagegen ist die Lage entspannter. Die Region Havelland-Fläming mit Potsdam hat eine Armutsquote von nur 15,3 Prozent zu verzeichnen. Der Bericht spricht hier von einem „fühlbaren Speckgürteleffekt“.

Armut Berlin
Das Umland Berlins: Im Norden ist die Armutsquote deutlich höher, im Südwesten um Potsdam dagegen entspannter. -

© Paritätischer Gesamtverband

Kein gutes Zeugnis für Deutschland

Grund zu übermäßiger Freude ist diese durchaus positive Entwicklung allerdings nicht. "Die Mehrzahl der deutschen Bevölkerung lebt unter dem Lebensstandard, den das Wirtschaftswachstum ermöglicht hätte“, stellt der Verband fest, und verweist auf die stagnierenden Realeinkommen sowie Nullrunden bei Sozialleistungen. Dazu kommt, dass die aktuelle Wirtschaftskrise in dem Bericht noch gar nicht abgebildet ist. Das Risiko, arm zu werden, wird also noch steigen.

Auffallend ist nach wie vor eine deutliche Teilung Deutschlands – allerdings nicht in Ost und West, viel eher macht sich eine Dreiteilung zwischen Süd-, Nord- und Ostdeutschland bemerkbar. Während in Süddeutschland durchschnittlich eine Armutsquote von nur 11 Prozent erreicht wird, liegen Nordwestdeutschland bei etwa 15 Prozent, Ostdeutschland bei durchschnittlich 20 Prozent.

Armut Deutschland
Armut in Deutschland: Die Karte zeigt die Dreiteilung Deutschlands. Im Süden sind die Armutsquoten nur halb so hoch wie im Osten, der Nordwesten bildet den Durchschnitt. -

© Paritätischer Gesamtverband

Der Paritätische Gesamtverband bezieht sich in seinem Armutsatlas auf Daten des Mikrozensus 2007 des Statistischen Bundesamts. Hierzu werden jedes Jahr deutsche Haushalte durch ein Zufallsverfahren ausgewählt und zu ihren persönlichen Lebensverhältnissen befragt. Daten über die Familienformen, das Einkommen, die Erwerbstätigkeit und die Ausbildung etwa fließen so durch eine Sonderauswertung in den Armutsatlas ein. 

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