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Berlin: Kioskchef mit Leib und Seele

Erst einmal einen Kaffee, ist ja noch früh am Morgen. Günter Haese schiebt die Zeitungen zur Seite, stellt einen Pott auf den Tisch.

Erst einmal einen Kaffee, ist ja noch früh am Morgen. Günter Haese schiebt die Zeitungen zur Seite, stellt einen Pott auf den Tisch. „Vorsicht, is’ schwatt“, sagt er. Milch und Zucker kann er nicht bieten, „geht aber auch so, oder?“ Natürlich, kein Problem. Pünktlich sitzt Günter Haese in seinem Zeitungsladen am U-Bahnhof Alt-Tempelhof, „Tabakwaren – Zeitungen“ steht auf einem Schild an seinem Geschäft. Haese blättert an diesem Morgen in den Boulevardzeitungen. Die deutsche Nationalmannschaft hat sich am Dienstag für das WM-Achtelfinale qualifiziert, und natürlich will Haese am nächsten Morgen wissen, ob die Journalisten das Spiel so wie er gesehen haben.

Haese ist in Flensburg geboren, deswegen sein norddeutscher Dialekt. Über die Fußballbranche kann man ihm nicht mehr viel erzählen. Haese hat eine Menge durchgemacht: Er ist Fan vom Hamburger SV. An den Spieltagen hat er sich früher an die Landstraße gestellt und ist „per Anhalter in die Stadt, nach Hamburg gefahren“, sagt er. Per Anhalter? „Ja, früher gab es keine Verbrecher.“ Für die Nationalmannschaft hätte sich Haese nicht diesem Stress ausgesetzt. Von Rudi Völlers Jungs hält er nicht viel, „die sind lustlos zur WM gefahren.“ Und lustlos mag er nicht. Seine Frau Petra nickt.

Die beiden arbeiten seit vielen Jahren in dem kleinen, gemütlichen Laden in Alt-Tempelhof. In den achtziger Jahren, erzählt Petra Haese, sei ihr Mann auch schon „der Chef“ gewesen. Da arbeitete sie in einem Zeitungsladen am Flughafen Tegel, er war dort Filialleiter. „Hier läuft es gut“, sagt Günter Haese. „Die Menschen in Tempelhof sind nicht so überheblich.“ Natürlich ist die WM Thema in seinem Zeitungsladen. Als die Deutschen spielten, kamen „in 90 Minuten leider nur drei, vier Kunden“, erzählt Haese. Die Kunden sind ihm wichtig, viele redet er persönlich mit dem n an. Frau Nickel zum Beispiel, eine höfliche, ältere Dame. Oder Herrn Nehring. Die WM läuft im Fernsehen, da hat Herr Nehring nicht viel Zeit. „Meine Frau wartet im Garten auf die Zeitung“, entschuldigt er sich. A.G.

Die Liste der Verkaufsstellen unserer WM-Ausgabe finden Sie unter www.tagesspiegel.de .

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