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SPD-Chef Sigmar Gabriel ehrt Heinz Buschkowsky, der von seiner Ehefrau Christina begleitet wurde.

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Neuköllner Bürgermeister: Bundes-SPD ehrt Buschkowsky

Der Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky ist mit dem Gustav-Heinemann-Bürgerpreis 2010 ausgezeichnet worden - für klare Worte und gute Taten.

Es kam wie ein Parteitag daher, was die Sozialdemokraten zu Ehren von Heinz Buschkowsky am Montag in der Neuköllner Kepler-Schule veranstaltet haben. 400 Gäste in der Aula, auf den Fluren das Summen und Brummen der Parteipromis. Mittendrin der bundesweit bekannte Bezirksbürgermeister, der seine Wahrheiten auch jenen sagt, die sie nicht hören wollen. Und vor allem: Der nicht nur redet, sondern handelt. Stadtteilmütter, Campus Rütli, Hausbesuche von Sozialarbeitern, Wachschutz vor Schulen. Deshalb hat der SPD-Bundesvorstand beschlossen, dass in diesem Jahr Buschkowsky den Gustav-Heinemann-Bürgerpreis erhalten soll. Den hat die SPD 1977 im Gedenken an den im Jahr zuvor gestorbenen Bundespräsidenten gestiftet. Als Ermutigung, die Demokratie im wahren Leben zu pflegen.

Buschkowsky stehe für „die Kümmerer mit viel Verstand und großem, aber auch heißem Herzen“, sagte Bundesparteichef Sigmar Gabriel. Solche Leute brauche die SPD als Brücke ins Volk. Leute, „die die Unterschicht Unterschicht nennen und nicht Prekariat“.

Eine Viertelstunde zuvor hatte Klaus Wowereit noch verkündet: „Er meint’s ja nicht alles so, wie er es sagt.“ Worauf aus dem Publikum ein ungemütliches „Hohoho!“ zurückschallte. Direkt an den Preisträger wandte sich der Regierende mit der Erwiderung auf dessen Diagnose: „Lieber Heinz, Multikulti ist nicht gescheitert!“ Im Übrigen sei „stadtbekannt, dass es zwischen zwei Sozialdemokraten auch unterschiedliche Sichtweisen gibt“.

Dass die beiden ihre Probleme miteinander haben, ließ selbst der Festakt ahnen: Was Wowereit als „bestimmte Problemlagen“ bezeichnete, klang bei Buschkowsky so: „In Familien, wo die Großen den Kleinen bei ihrer Lebensplanung im Weg stehen, müssen wir uns an die Stelle der Eltern setzen.“ Er selbst sei die Galionsfigur jener, die sich an der Realität abarbeiten. Diese Macher bräuchten Unterstützung, „damit sie sich nicht morgens vor dem Spiegel fragen: ,Bin ich denn hier der letzte Irre?‘“ Multikulti „als bunte Rutschbahn ins Glück“ sei ebenso eine Lebenslüge wie der Glaube, die Unproduktiven würden „sich auswachsen“. Das ging Richtung Sarrazin. Genau wie die Anmerkung, „dass es keine Frage der Gene ist, wie sich die Schullaufbahn entwickelt“. Sondern eine Frage des Schulsystems, dass die Kinder davor bewahren müsste, „um 13.30 Uhr nach Hause zu kommen und ab 13.45 Uhr vor dem Fernseher zu sitzen“. Die schwierige Albert-Schweitzer-Schule sei so ein Fall: Dort habe sich die Zahl der Abiturienten in drei Jahren versechsfacht – bei einem jährlichen Einsatz von 200 000 Euro, „also drei bis vier Knastplätzen“.

Ausgegangen war Buschkowskys Nominierung von Heinemanns Sohn Peter und seiner Enkelin Christina Rau, der Witwe des Bundespräsidenten Johannes Rau. Buschkowsky steht nun in einer Reihe mit Preisträgern wie Egon Bahr und Regine Hildebrandt. Und die 10 000 Euro Preisgeld? „Eigentlich wollten meine Frau und ich damit abhauen“, sagte er. „Aber dann kam der Vulkan. Und einen Maserati brauchen wir nicht.“ Also gehe das Geld an zwei „Institutionen, die mir in Neukölln sehr am Herzen liegen“. Welche das sind, werde später verraten.

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