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Bettenhochhaus: Charite prüft auch Neubau

© dpa

Sanierung: Büros statt Betten im Charité-Hochhaus

Die Sanierung des 27 Jahre alten Bettenhochhauses der Berliner Charité in Mitte wird deutlich teurer als geplant. Charité-Vorstandschef Karl Max Einhäupl bestätigte vor Journalisten, dass die Baumaßnahme statt der vom Berliner Senat veranschlagten 129,5 Millionen Euro "über 200 Millionen Euro" kosten werde.

Die Charité, die gemeinsame Universitätsmedizin von Freier und Humboldt-Universität, prüfe derzeit zahlreiche Varianten, wie die Sanierung am günstigsten gelingen kann. Auch die Möglichkeit eines Neubaus werde geprüft. Der Abriss des Bettenhochhauses allerdings stehe nicht zur Debatte, die Abrisskosten wären zu hoch für die verschuldete Charité. Bis Mai wolle man die Planung "auf zwei Varianten einengen". Dann solle der Aufsichtsrat entscheiden.

Die Baumaßnahmen sollen im nächsten Jahr beginnen und drei bis vier Jahre dauern. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende Detlev Ganten wollte das 82 Meter hohe Bettenhochhaus um sieben Etagen auf 105 Meter aufstocken - eine Planung, die vom Tisch ist. Geprüft werde derzeit auch, ob man das Haus unter laufendem Betrieb sanieren kann, sagte Einhäupl. Denkbar sei etwa, eine Hälfte des Gebäudes zu sanieren und in der anderen Hälfte den Krankenhausbetrieb weiterlaufen zu lassen, falls die Lärmbelästigung dies zulasse. Womöglich würden Patienten in einer Übergangsphase auch in Bettencontainern behandelt. An der Raumaufteilung kann die Klinik allerdings fast nichts ändern, da die Statik verhindert dass etwa Wände beliebig eingerissen oder versetzt werden können.

Das Bettenhochhaus, das von 1977 bis 1982 gebaut wurde, entspricht schon länger nicht mehr den heutigen Standards medizinischer Versorgung. So müssten die sanitären Anlangen dringend saniert werden, und auch die Mehrbettzimmer für bis zu vier Patienten sind nicht mehr zeitgemäß. Zudem geht von dem Gebäude selbst eine Gefahr etwa für Passanten aus. Die Fassade ist so schadhaft, dass an einigen Stellen Sicherheitsnetze gespannt werden mussten, damit Fassadenteile nicht herabstürzen können.

Einhäupl deutete an, dass auch die zuletzt mit 92 Millionen Euro veranschlagte Sanierung des Benjamin- Franklin-Klinikums in Steglitz teurer werden könnte. Bei den bisherigen Planungen handele es sich um eine "Grobschätzung". Für die gesamte Sanierung der Charité ist im Masterplan der Klinik bis 2015 gut eine halbe Milliarde Euro eingeplant. Sollte das Geld nicht ausreichen, könne man auch überlegen, die Sanierungsmaßnahmen zeitlich zu strecken, sagte Einhäupl. Bei der neuen Vorklinik in Mitte bleibe es jetzt aber bei den Kosten von 86 Millionen Euro. Auch dieser Bau hatte sich in der Zwischenzeit extrem verteuert.

Trotz der Finanznot - in diesem Jahr plant die Charité mit einem Defizit von 19,5 Millionen Euro - werde man an allen Standorten festhalten, bekräftigte Einhäupl erneut. Die internationale Reputation der Charité hänge nicht nur von ihrer Tradition und ihrer wissenschaftlichen Leistung, sondern auch von ihrer "kritischen Masse" ab. Einhäupl verwies auf Beispiele in den USA, wo Uniklinika derzeit Krankenhäuser dazukaufen würden, um sich zu vergrößern. Die vier Standorte - neben Steglitz und Mitte sind das Wedding und Buch - ermöglichten der Charité zudem eine "große Flexibilität" in der Forschung.

Zumindest eine kleine Finanzspritze kommt der Charité aus dem Konjunkturpaket II zugute: 12 Millionen daraus fließen in diesem Jahr zusätzlich in die Krankenversorgung, sogar 20 Millionen bis 2010 in die Bildung. Mit diesem Geld will die Uni-Klinik sowohl neue Forscher berufen, als auch ihre Medizintechnik erneuern. Als zusätzliche Entlastung plant Einhäupl, die Verwaltung deutlich zu Verschlanken und die Materialkosten zu senken. Dies soll unter anderem durch eine intensive Zusammenarbeit mit dem Klinikkonzern Vivantes erreicht werden.

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