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Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) mit seinem Parteifreund Egon Bahr

© dapd

Machtkampf bei Berliner SPD: Wowereit: „Ich kenne nur einen Kandidaten für den SPD-Vorsitz“

Klaus Wowereit stellt das neue Buch seines Parteifreunds Egon Bahr vor. Fragen nach einer eigenen Bewerbung für den Vorsitz der Berliner SPD weicht er aus.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Klaus Wowereit lässt sich nicht in die Karten schauen. Jedenfalls nicht zwischen Tür und Angel, im Gedränge des Taz-Cafés, wo der Regierende Bürgermeister mit dem Parteifreund Egon Bahr dessen neues Buch vorstellte: „Ostwärts und nichts vergessen! Kooperation statt Konfrontation“. Der zweite Teil des Titels passt zum aktuellen Thema. Ob er bereit sei, den Machtkampf in der Berliner SPD zu beenden, indem er als Landesvorsitzender kandidiere? Wowereit ist genervt. „Alle Fragen werden zur gegebenen Zeit beantwortet“, sagt er.

Den Journalisten, die nicht locker lassen, rät der Regierungschef, sich an die Pressestelle der SPD-Landeszentrale zu wenden. Er sei nicht bereit, sich in der Öffentlichkeit zu parteipolitischen Themen zu äußern. Das gilt auch für die Frage, ob Wowereit seinen Freund und Vertrauten Michael Müller bei dessen Wiederwahl zum SPD-Landesvorsitzenden unterstützt. „Ich unterstütze Raed Saleh als Fraktionschef und Michael Müller als Parteivorsitzender, in meiner Rolle als Regierender Bürgermeister.“ Noch klarer könne er das nicht formulieren. Außerdem kenne er nur einen Kandidaten, der auf dem Wahl-Parteitag der SPD am 9. Juni antreten wolle.

Dann eilt Wowereit davon, will pünktlich um 12 Uhr den DFB-Pokal in Empfang nehmen, der bis zum Endspiel am 12. Mai im Roten Rathaus ausgestellt wird. Eine Amtspflicht, die ihm deutlich angenehmer ist als die Auseinandersetzung mit den Querelen in der eigenen Partei. Wie berichtet, mehren sich die Stimmen, dass Wowereit den Streit um die Parteiführung beenden solle, indem er selbst kandidiert. Nach dem Vorbild anderer sozialdemokratischer Ministerpräsidenten, die gleichzeitig an der Spitze ihres Landesverbands stehen.

Aber noch immer dreht sich die Debatte um eine mögliche Abwahl Müllers auf dem SPD-Parteitag um des Kaisers Bart. Denn der mögliche Gegenkandidat Jan Stöß, SPD-Kreischef in Friedrichshain-Kreuzberg und Sprecher der Parteilinken, hat seine Kandidatur noch gar nicht erklärt. Auch sein engster Bündnispartner, der SPD-Fraktionschef Saleh, meldet sich seit drei Wochen nicht mehr zu Wort. Nur Müller bekräftigte vor Ostern im Tagesspiegel, dass er für den Landesvorsitz erneut kandidieren werde. Er verknüpfte dies mit dem Versprechen einer „realistischen, aber ambitionierten und gestaltenden Politik“. Und wünschte sich, dass in der SPD endlich wieder über politische Inhalte diskutiert werde.

Am Donnerstag legte er nach: „Ich würde gern offen darüber diskutieren, wo es inhaltlich hingehen soll“, sagte Müller im RBB-Radio Eins. Eine solche Debatte, „wie es anders gemacht werden soll als unter meiner Parteiführung“, finde aber nicht statt. Müller wies schon mehrfach daraufhin, dass es an seinem Kurs als SPD-Landeschef seit 2004 nie grundlegende Kritik gegeben habe. Auch nicht vom linken Parteiflügel, der seit Jahren in Berlin die Mehrheit hat und die Parteilinie maßgeblich prägt.

Müller machte aber deutlich, dass er die Attacken gegen sein Wohnhaus, mit Eierwürfen und nächtlichem Dauerklingeln, nicht im Zusammenhang mit dem Streit in der SPD sieht. Am 21. und 28. April kann der SPD-Landesvorsitzende erst einmal mit weiterer Unterstützung rechnen. Nach den Kreisverbänden Charlottenburg-Wilmersdorf und Treptow-Köpenick wird Müller voraussichtlich auch von den Bezirksverbänden Tempelhof-Schöneberg und Steglitz-Zehlendorf für das höchste Parteiamt nominiert.

Auch ein Ortsverband in Pankow (Niederschönhausen-Blankenfelde) sprach sich nun für Müller aus. Gleichzeitig forderten die Genossen, „die Phantomdebatte um einen Gegenkandidaten zu beenden“. Wer kandidieren wolle, müsse dies „jetzt öffentlich erklären und sich dem offenen Wettbewerb stellen“. Für den Fall, dass es mehr als einen Kandidaten geben sollte, wird eine Urabstimmung an der Parteibasis per Briefwahl gefordert. Vorbereitet durch mehrere „mitgliederoffene Parteiforen“.

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