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Mit falschem Etikett: Warnung vor dubios arbeitenden Altkleider-Sammlern

Bezirksämter lassen manche Container abräumen. Es gibt aber auch viele seriöse Anbieter. Berliner können Kleidung auch in Wäschekammern vorbeibringen

Altkleidersammlungen erfreuen sich in der nahenden Adventszeit besonderer Beliebtheit, doch gibt es viele schwarze Schafe in der Branche. Die Ware ist weltweit begehrt, über mehrere Handelsstationen gelangen gebrauchte Textilien in ärmere Länder und werden dort verkauft. In Deutschland aber setzen sich immer mehr windige Unternehmen an den Anfang der Kette – besonders in Großstädten wie Berlin. Eine der beliebtesten Methoden ist es, Altkleidercontainer aufzustellen. Denn diese sind praktisch für die „Kunden“: immer geöffnet und meist nicht weit vom Wohnhaus entfernt.

In Berlin sollen 10 000 Altkleider-Container stehen

„Durch die Branche geistert die Zahl von 10 000 Altkleidercontainern in Berlin“, sagt Andreas Voget vom Dachverband „FairWertung“, der sich für transparenten Handel einsetzt. Wie viele es tatsächlich sind, weiß niemand. Zu konfus, zu dubios erscheint das Geschäftsfeld. In Tempelhof-Schöneberg stünden allein auf öffentlichen Wegen schon 500 Container, schätzt Bezirksstadtrat Oliver Schworck – hinzu kommen viele Altkleiderboxen auf Privatgelände. Keine einzige der 500 Sammelstellen aber ist offiziell genehmigt. Erlaubnisse für „Sonderaufstellungen auf öffentlichem Grund“ müssen laut Straßen- und Wegegesetz bei den Bezirken beantragt werden. Und die gehen unterschiedlich vor. Einige Bezirksämter, wie Charlottenburg-Wilmersdorf, schreiben eine bestimmte Zahl Stellplätze aus. In Tempelhof-Schöneberg werden Genehmigungen grundsätzlich nicht erteilt. Die Unternehmen haben sich darum nur nicht geschert und ihre Boxen einfach aufgestellt, oftmals extrem dicht aneinander. Mitte Oktober hat der Bezirk damit begonnen, die Container zu entfernen.

Viele erwecken mit Logos einen karitativen Anschein

Die Aufsteller tun scheinbar Gutes, indem sie gebrauchte, aber noch tragbare Kleidung in strukturschwachen Weltregionen günstig veräußern. Warum also bekämpft man sie so hart? „Es scheinen besonders in Berlin viele Container zu stehen, hinter denen undurchsichtige Unternehmen stecken“, sagt Voget. Viele erweckten mit einem gemieteten Logo einen karitativen Anschein, seien aber rein wirtschaftlich ausgerichtet. Eine Irreführung der Verbraucher. Zwar sei es nicht verwerflich, in der Branche rein ökonomisch zu arbeiten, allerdings müsse das erkennbar sein, sagt der Experte. Bei vielen Betrieben sei zudem unklar, was mit den Stoffen wirklich geschehe.

Trotzdem rät Voget nicht generell davon ab, Kleider in Container zu werfen. So sieht es auch Burkhard Wilke vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI): „Man sollte sich die Firmen nur genau ansehen.“ Es gebe seriöse Sammelstellen, etwa die des Kolpingwerks, des Roten Kreuzes oder der Aktion Friedensdorf. Bei gut erhaltenen Textilien empfiehlt er aber, sie zu Kleiderkammern der Wohlfahrtsverbände oder Kirchengemeinden zu bringen: „Hier werden sie sicher an Bedürftige weitergegeben.“

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