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1.-Mai-Krawalle: Polizist wegen Steinwürfen vor Gericht

Er soll Steine gegen die eigenen Kollegen geworfen haben: Ein bei den diesjährigen Mai-Krawallen in Berlin festgenommener Bundespolizist muss sich seit Dienstag vor dem Amtsgericht Tiergarten verantworten. Der Angeklagte schwieg zunächst.

Bundespolizist Reik L. war sehr still, als er auf dem Bahnhof Alexanderplatz in Handschellen abgeführt wurde. „Ich bin so blöd, was habe ich gemacht“, soll er kurze Zeit vor sich hin gebrabbelt haben. Konkreter aber wurde der 24-Jährige, der als mutmaßlicher Mai-Randalierer vorübergehend festgenommen wurde, damals nicht in seinem Monolog und schon gar nicht vor Gericht. Dort verweigerte der wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruchs und der gefährlichen Körperverletzung vom Dienst suspendierte Polizist am Dienstag die Aussage.

Reik L., damals Beamter auf Probe am Flughafen Frankfurt (Main) und privat in Berlin, soll bei den Krawallen am 1. Mai in der Adalbertstraße drei Kleinpflastersteine auf Polizisten geworfen haben. So will es ein anderer Bundespolizist gesehen haben, der ebenfalls privat unterwegs war. „Der Angeklagte stand seitlich hinter mir, holte aus, warf“, erklärte der 34-Jährige. Einen Polizisten habe er an der Hand getroffen, einen weiteren am Helm. Der Zeuge verlor den mutmaßlichen Werfer zunächst aus den Augen. „In der U-Bahn sah und erkannte ich ihn dann wieder.“ Ganz sicher sei er sich. „Pullover, Gesicht, Statur – alles!“ Er verständigte per Telefon seine Kollegen. Er war erschüttert, als er erfuhr, dass es sich bei dem Verdächtigen um einen Polizisten handelte.

„Warum macht man so etwas?“ soll Reik L. noch auf dem Bahnsteig gefragt worden sein. Er schwieg – auch später in der Vernehmung. Als er von der Polizei aus seine Mutter anrufen wollte, soll er aber auf dem Weg zum Telefon Reue gezeigt haben. „Er sagte, dass er mit Freunden unterwegs gewesen sei, was getrunken habe, plötzlich in einen Pulk geraten sei und sich die Zukunft verbaut habe“, erinnerte sich ein Kriminalbeamter. Im Vernehmungsprotokoll sind diese Aussagen aber nicht festgehalten worden.

Fortgesetzt wurde auch der Prozess wegen Mordversuchs gegen zwei 17- und 19-Jährige, die am 1. Mai eine Brandflasche geworfen haben sollen. Die Schüler, die die Vorwürfe vehement bestreiten, distanzierten sich gestern ausdrücklich von Linksextremisten und Gewalt. Hintergrund sind im Internet verbreitete Todesdrohungen gegen den Ankläger in ihrem Verfahren. Sie seien darüber empört und hätten keine Verbindung zu den Verfassern, erklärten die Angeklagten.

Kerstin Gehrke

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