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Eine Boeing 737 von Air Berlin sollte angeblich entführt werden.

© ddp

Angeblich geplante Flugzeugentführung: "Wir könnten die Maschine übernehmen"

Die beiden Männer, die am Mittwoch auf dem Flughafen Berlin-Tegel festgenommen worden waren, sind wieder frei. Vor dem Abflug einer Air-Berlin-Maschine nach Moskau hatten sie sich angeblich über eine Flugzeugentführung unterhalten.

Ein offenbar missverstandenes Gespräch zweier russischer Piloten hat am Mittwoch zu einem Großeinsatz der Polizei auf dem Flughafen Tegel geführt. Eine Zeugin hatte aus den Worten der nicht uniformierten Männer auf eine drohende Entführung der startbereiten Air Berlin-Maschine nach Moskau geschlossen und Alarm geschlagen. Doch der Verdacht einer geplanten Straftat durch die beiden Russen, die vorübergehend festgenommen wurden, bestätigte sich nicht.

Flug AB8352 sollte um 11.30 Uhr von Tegel nach Moskau-Domodedovo starten. Die Abfertigung erfolgte am Gate 60 des überwiegend von Air Berlin genutzten Terminals C. Im Warteraum hörte eine Zeugin ein Gespräch mit, das von zwei anderen Passagieren in russischer Sprache geführt wurde. Dabei sollen sinngemäß die Worte gefallen sein: „Wenn wir drinnen sind gehen wir ins Cockpit und könnten die Maschine übernehmen“. Aus diesen Worten schloss die selbst russischstämmige Frau, dass die beiden Männer eine Entführung der zweistrahligen Boeing 737-800 planten. Nach Angaben von Air Berlin-Sprecher Hans-Christoph Noack informierte sie Mitarbeiter der Fluggesellschaft, die ihrerseits sofort die Polizei verständigten.

Am Terminal C laufen die Passagiere zu Fuß über das Vorfeld zu den vor dem Gebäude geparkten Flugzeugen. Beim Eintreffen der Beamten hatten rund 35 Fluggäste, darunter einer der beiden Verdächtigen, bereits die Maschine bestiegen. Der andere Mann befand sich auf dem Weg dorthin. Beide wurden von Bundespolizisten gestellt und ließen sich widerstandslos festnehmen. Die übrigen Reisenden mussten die Boeing wieder verlassen und in den Warteraum zurückkehren. Dort wurden sie von Polizeibeamten befragt, das Handgepäck erneut kontrolliert. Auch die bereits im Frachtraum des Flugzeugs verstauten Koffer und Taschen wurden wieder ausgeladen, der Jet anschließend auf eine abgelegene Position geschleppt und bis in die Abendstunden von Sprengstoffexperten der Berliner Polizei untersucht.

Die beiden 49 und 26 Jahre alten Russen sowie die Zeugin wurden ins Landeskriminalamt am Tempelhofer Damm gebracht und bis in die Nacht hinein von Beamten der Staatsschutzabteilung vernommen. Die übrigen 132 Passagiere konnten um 16.40 Uhr mit einer Ersatzmaschine nach Moskau starten. Keiner der Reisenden sei nach dem Zwischenfall vom Flug zurückgetreten, sagte Hans-Christoph Noack.

Die beiden vermeintlichen Flugzeugentführer wiesen sich als Piloten einer russischen Luftverkehrsgesellschaft aus. Sie hatten nach Polizeiangaben „im Raum Berlin-Brandenburg“ ein Flugtraining absolviert und befanden sich auf der Heimreise. Die Deutsche Lufthansa betreibt in Schönefeld ein Simulatorzentrum, in dem Fluggesellschaften aus der ganzen Welt ihre Cockpitbesatzungen trainieren lassen. Sie werden dort unter anderem auch für die Boeing 737-800 geschult. Auch die beiden Russen dürften dort eine Fortbildung absolviert haben. Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber wollte dazu keine Stellungnahme abgeben. Man sage grundsätzlich nichts zu den Kunden des Unternehmens, erklärte er auf Anfrage.

Verdächtige Gegenstände oder andere Beweise, die den Verdacht einer geplanten Flugzeugentführung hätten bestätigen können, seien trotz intensiver Ermittlungstätigkeit und umfangreicher kriminaltechnischer Untersuchungen weder im Flugzeug noch bei den beiden Männern gefunden worden, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Die beiden Russen wurden nach Abschluss der Sofortermittlungen und Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft wieder auf freien Fuß gesetzt.

Dennoch habe die Frau „völlig richtig gehandelt“, sagte Polizeisprecher Burkhardt Opitz. Ihr sei „mit Sicherheit kein Vorwurf zu machen“. Gerade in so sensiblen Bereichen wie dem Luftverkehr habe die Sicherheit absoluten Vorrang. Deshalb sollten Zeugen auch zukünftig verdächtige Wahrnehmungen unbedingt melden.

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