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Update

Berlin-Mitte: Schüler mit 3,95 Promille gefunden

In der Nacht zu Donnerstag alarmierten Passanten die Polizei, nachdem sie in der Panoramastraße einen völlig betrunkenen Jugendlichen gefunden hatten. Eine Atemalkoholmessung ergab einen Wert von 3,95 Promille.

Erneut hat sich ein Jugendlicher in Berlin beinahe zu Tode getrunken – diesmal ein 16-jähriger Schüler aus Mittelfranken, der in Berlin auf Klassenfahrt war. Passanten fanden den Jungen Donnerstagnacht gegen 23.40 Uhr in der Panoramastraße in Mitte, in direkter Nähe zum Alexanderplatz. Sie holten die Polizei. Der Junge war so betrunken, dass er sich nach Angaben der Polizei nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Allerdings war er noch ansprechbar, auch einen Atem-Alkoholtest schaffte der Junge noch. Das Ergebnis: 3,95 Promille – ein Wert, der bei Konsumenten, die wenig Alkohol gewöhnt sind, tödliche Folgen haben kann.

Nach Informationen des Tagesspiegels soll der 16-Jährige aus Wolframs-Eschenbach im Landkreis Ansbach kommen. Er soll laut Polizei „diverse alkoholische Getränke“ konsumiert haben. Andreas Dieckmann, Chefarzt der August-Spittler-Entwöhnungsklinik, vermutet hingegen, dass der Junge in sehr kurzer Zeit eine Flasche Schnaps ausgetrunken hat. „Man kann davon ausgehen, dass er ein gewisses Training hatte“, so Dieckmann. Diese Gewöhnung an den Alkohol kann dem Jungen jetzt das Leben gerettet haben. Als er gefunden wurde, waren mehrere Mitschüler in seiner Nähe. Er wurde nach Tagesspiegel-Informationen mit einer Alkoholvergiftung ins Klinikum Friedrichshain eingeliefert. Das Klinikum wollte dies unter Verweis auf den Patientenschutz nicht bestätigen, auch über den Gesundheitszustand des Jungen gab das Krankenhaus keine Auskunft.

Am Alexanderplatz gilt eigentlich ein Alkoholverbot – allerdings nur für die Grün- und Freiflächen, nicht für die Straße. „Man kann nicht verhindern, dass sich jemand anderswo betrinkt und dann dort hinfährt“, sagt der für das Ordnungsamt zuständige Stadtrat Carsten Spallek (CDU). Sein Amtsvorgänger Ephraim Gothe (SPD) hatte das Verbot 2008 eingeführt, um trinkende Jugendliche aus dem Stadtzentrum zu verbannen. „Wer mit den Kumpels nicht erwischt werden will, muss seinen Kasten Bier nur ein paar Meter weiter auf die Straße schieben, wenn die Mitarbeiter vom Ordnungsamt kommen – und schon kann man nicht mehr belangt werden“, sagt Spallek. Trotzdem habe das Verbot Signalwirkung: „So muss man sich wenigstens mit dem Thema auseinandersetzen“, so Spallek.

Gerade Jugendliche setzen sich aber kaum mit den möglichen Folgen exzessiven Trinkens kaum auseinander. Rund 14 Prozent der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen in Deutschland trinken regelmäßig Alkohol. Immer wieder werden in Berlin volltrunkene Jugendliche aufgefunden, vor einigen Jahren war das so genannte "Komasaufen" regelrecht in Mode. „Das Rauschtrinken schlägt bei männlichen Jugendlichen im Alter von 16, 17 Jahren besonders durch“, sagt Marita Völker-Albert, Sprecherin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). „Sie experimentieren mit Alkohol, weil sie ihre Grenzen austesten wollen“.

Mitunter mit tödlichen Folgen: Erst vor drei Wochen, am 27. Juni, war ein 15-jähriger Austauschschüler aus Kalifornien tödlich verunglückt, als er betrunken aus dem Fenster seines Hotels stürzte. Für bundesweites Aufsehen sorgte im Jahr 2007 der Fall eines 16-jährigen Berliner Schülers, der nach vermutlich 50 Schnäpsen ins Koma gefallen und vier Wochen später gestorben war. Er hatte 4,4 Promille im Blut, als er gefunden wurde.

Der Lehrer des jetzt aufgegriffenen Jungen wurde über den Vorfall informiert. Laut dem Berliner Vorsitzenden der Gewerkschaft GEW, Hartmut Schurig, wird er sich wegen Verletzung der Aufsichtspflicht verantworten müssen – im schlimmsten Fall droht ein Disziplinarverfahren.

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