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Brutaler Überfall: Vor laufender Kamera Obdachlosen gequält

Mit Schlägen und Tritten hat ein junger Mann einen wehrlosen Obdachlosen attackiert und das Ganze von seiner Freundin filmen lassen. Jetzt wird dem 23-Jährigen Täter und seiner Freundin der Prozess gemacht.

Bevor er zuschlug, soll sich Martin R. noch vergewissert haben, ob der Camcorder in der Hand seiner Freundin auch einsatzbereit ist. Sein Opfer war ein vermutlich obdachloser Mann, der dem 23-Jährigen nichts getan hatte. Der ältere Herr war nach der Attacke unerkannt geflüchtet. Seit gestern müssen sich die Richter im Amtsgericht Tiergarten mit dem mutmaßlichen Fall von „Happy Slapping“ (übersetzt „fröhliches Schlagen“) befassen.

Der Obdachlose wurde laut Staatsanwaltschaft vor laufender Kamera mehrmals geschlagen, getreten und gefährlich in Richtung einer gerade einfahrenden Straßenbahn geschubst. Ein Fußgänger griff schließlich ein, rief: „Es reicht!“ Da soll der arbeitslose Koch R. ohne Vorwarnung auch auf den 38-jährigen Helfer losgegangen sein. Kurz nach den Attacken am frühen Abend des 9. Dezember vergangenen Jahres an einer Haltestelle in der Greifswalder Straße in Prenzlauer Berg wurden der Angeklagte und seine 19-jährige Begleiterin von der Polizei gestellt.

Die damalige Freundin hatte in einem anderen Verfahren bereits zugegeben, die Gewaltszene gefilmt zu haben. Sie wurde wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung zu einer Strafe von zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Danach sollen R. und die Schülerin kein Wort mehr miteinander gewechselt haben. „Ich habe ihr damals nicht gesagt, dass sie filmen soll“, behauptete nun ihr Ex-Freund. Er habe den Obdachlosen auch nicht misshandelt. „Er wurde in der Straßenbahn von Jugendlichen angepöbelt. Ich habe ihm geholfen.“

Es ist unklar, wie schwer der Obdachlose bei dem Angriff verletzt wurde. Der 38-jährige Zeuge sagte, Martin R. habe den verwahrlost wirkenden Mann auch als „asozialen Penner“ beschimpft. „Ich habe lange Jahre Kohlen getragen“, soll der Obdachlose hilflos gemurmelt haben und schließlich still seiner Wege gegangen sein. Für den couragierten Passanten aber wurde es heftig. „Die Schläge waren intensiv“, sagte er im Prozess. Folge seien Schürfwunden, Verstauchungen und ein gebrochener Finger gewesen. Seine Tochter habe die Szene mit ansehen müssen. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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