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Drogenkriminalität: Dealer in der Suchthilfe

Ausgerechnet ein wegen Drogenhandels vorbestrafter Rocker ist Geschäftsführer einer Gesellschaft für Drogenhilfe. Bei einer Razzia wurden große Mengen Kokain, Amphetamine und scharfe Pistolen sichergestellt.

Der wegen Drogenhandels verhaftete Rocker Mohammed M. ist Geschäftsführer einer Gesellschaft für Drogenhilfe. Wie berichtet, war am Freitagabend auch die Geschäftsstelle von „Almedro“ in der Treptower Kiefholzstraße durchsucht worden. Dies war die erste Drogenberatung, die 1990 in Ost-Berlin eröffnet wurde. M. gilt neben einem 39-Jährigen als Kopf einer Bande, die in großem Stil mit Drogen gehandelt hat. Bei der Razzia waren 9,5 Kilogramm Amphetamine und 250 Gramm Kokain sichergestellt worden, zudem mehrere scharfe Pistolen und andere Waffen. Insgesamt wurden elf Männer deutscher und arabischer Herkunft verhaftet. An der Razzia mit 29 zeitgleichen Durchsuchungen waren 260 Polizisten beteiligt.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist Mohammed M. Mitglied der Rockergruppe „Bandidos“. Das Landeskriminalamt (LKA)  rechnet diese der organisierten Kriminalität im Drogen- und Waffenhandel zu. Dem Vernehmen nach wurde in der Treptower Drogenhilfe selbst nichts gefunden. „Almedro“ bietet Süchtigen Wohnung und Arbeitsplatz. „Die Selbsthilfe hilft Suchtkranken, ein Leben ohne Drogen, Alkohol und Kriminalität zu erlernen“, heißt es in einer Selbstdarstellung. Die Plätze im Heim werden von Sozialämtern und Jobcentern bezahlt – per Kostenübernahmeschein.

In mehreren Publikationen des Landes Berlin wird „Almedro“ als Anlaufstelle genannt. Der Name steht für „Alkohol, Medikamente, Drogen“; der Selbsthilfeverein verfolge gemeinnützige Zwecke, heißt es im Handelsregisterauszug des Amtsgerichts Charlottenburg. Dort ist M. erst am 22. Oktober als Geschäftsführer eingetragen worden.

Im Oktober hatte der bisherige Betreiber, das „Haus Phönix“ in Pankow, die Treptower Außenstelle verkauft. „Phönix“ bietet in Pankow und Mitte derzeit 60 Süchtigen ein Obdach. Zu den Hintergründen Verkaufs sagte der Chef von „Phönix“, Klaus Dieter Ambord: Eine Frau, die in einer Selbsthilfegruppe betreut wird, habe vorgeschlagen, dass ihr Freund die Gesellschaft kaufen könne. So kam es auch. Er sei „froh zu helfen“, soll der 34-Jährige sein Engagement gegenüber Ambord begründet haben, er selbst nehme keine Drogen. „Ich wusste nichts von Rockern“, sagte Ambord betroffen: „Ich habe mich in diesem Menschen getäuscht.“

Über den Betreiberwechsel hatte Ambord das Treptower Sozialamt und die zuständige Stadträtin schriftlich informiert. Die Bezirksbehörden kontrollieren nach seinen Angaben einmal im Jahr den Zustand der Zimmer. Eine berufliche Qualifikation ist nicht erforderlich.

Die Senatsgesundheitsverwaltung war nach eigenen Angaben mit „Almedro“ nicht befasst. „Wir kontrollieren nur das, was wir auch fördern“, sagte eine Sprecherin. Auch der Bezirk hat das Heim in diesem Jahr nicht kontrolliert, sagte Sozialstadträtin Ines Feierabend (Linke). Nach ihren Angaben hatte „Almedro“ zuletzt 2007 Fördermittel erhalten. Ha

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