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Zwei Vivantes-Chefärzte stehen unter Betrugsverdacht.

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Durchsuchung im Klinikum Spandau: Zwei Vivantes-Chefärzte unter Betrugsverdacht

Die Berliner Polizei hat zwei Arztpraxen und mehrere Räume im Vivantes-Klinikum in Spandau durchsucht. Zwei Chefärzte und zwei niedergelassene Ärzte stehen im Verdacht, Krankenversicherungen mit gefälschten Belegen betrogen zu haben. Der Schaden könnte in die Millionen gehen.

Polizei und Staatsanwaltschaft haben am Mittwochvormittag mehrere Räume im Vivantes-Klinikum Spandau durchsuchen lassen. Auch eine Dependance in der Bismarckstraße war betroffen. Daneben wurden auch zwei private Arztpraxen durchsucht. Laut einer gemeinsamen Erklärung von Polizei und Justiz erfolgten die Durchsuchungen im Zusammenhang mit Betrugsermittlungen gegen vier Ärzte. Gegen sie besteht der Verdacht des gewerbsmäßigen Abrechnungsbetruges. Festnahmen habe es nicht gegeben, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Die Ärzte sollen Belege gefälscht haben, um stark übergewichtigen Patienten eine Magenverkleinerung auf Kosten der Krankenversicherungen finanzieren zu lassen - und sich selber zu bereichern. Die Kassen übernehmen die Kosten dieser Operation unter bestimmten Voraussetzungen - unter anderem müssen alle anderen gängigen Behandlungswege (Diät, Sport, Verhaltenstherapie) ausprobiert worden sein.

Therapiebelege sollen gefälscht worden sein

Erst wenn ein Patient nachweislich belegen kann, dass alle Optionen ausgeschöpft wurden hat, kann eine Kostenübernahme für die Magenverkleinerung von der Krankenversicherung genehmigt werden. Ansonsten gilt eine Magenverkleinerung als kosmetischer Eingriff; der Patient muss die Kosten für den Eingriff selbst tragen. Laut Staatsanwaltschaft kostet eine derartige Operation rund 8.000 Euro plus lebenslangen "Nachsorgekosten".

Die vier Ärzte stehen im Verdacht, spätestens ab 2011 entsprechende Therapiebelege gefälscht zu haben. Auf Basis der gefälschten Belege hätten die Krankenversicherungen dann die Operationskosten für die Magenverkleinerung übernommen. Nach der Genehmigung einer operativen Magenverkleinerung kommt die Krankenkasse unter Umständen auch für spätere kosmetische Eingriffe auf - auch hier sollen die Ärzte gemogelt haben. Die Krankenversicherungen wurden also gleich doppelt betrogen.

Bei den Verdächtigen handelt es sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft um zwei Chefärzte des Vivantes Klinikums in Spandau. Auch die Frau eines der beiden Ärzte steht unter Betrugsverdacht: Sie betreibt eine eigene Arztpraxis und soll die Therapiebelege gefälscht haben. Anschließend beantragte sie die operativen Magenverkleinerungen bei den Krankenversicherungen. Hinterher überwies sie ihre Patienten an ihren Ehemann, der bei Vivantes als angestellter Chirurg tätig ist. Er soll die Patienten dann operiert haben.

Schaden im siebenstelligen Bereich

Die Rolle des vierten beteiligten Arztes ist noch unklar; offenbar handelt es sich bei um einen niedergelassenen Arzt. Unklar ist, in wie vielen Fällen die Ärzte die Krankenversicherungen betrogen haben sollen und ob die betroffenen Patienten davon wussten. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Schaden im siebenstelligen Bereich, also in Millionenhöhe, liegen könnte. Stimmt diese Schätzung, ist bei durchschnittlichen Kosten von 8000,- Euro pro Operation von mindestens 120 Betrugsfällen auszugehen.

Der Vivantes-Konzern bestätigte auf Nachfrage, dass am Dienstagvormittag mehrere Räume im Klinikum in Spandau durchsucht worden seien. Eine Sprecherin versicherte, dass der Konzern "vollumfänglich mit den Behörden kooperiere." Noch sei über etwaige Konsequenzen für die betroffenen Ärzte nicht entschieden. "Bisher besteh nur ein Verdacht. Wir müssen selber abwarten, was die Ermittlungen ergeben", so die Sprecherin.

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