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Ermittlungen gegen Unbekannt: Siebenjähriger mit Alkoholvergiftung gefunden

Ein siebenjähriger Junge ist mit einer lebensgefährlichen Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden. Wie die Polizei am Montag mitteilte, fanden Passanten das Kind am Sonntagabend auf einem Gehweg in Spandau. Inzwischen ist der Junge außer Lebensgefahr, liegt aber auf der Intensivstation.

„Ich bin sprachlos“, sagte die Spandauer Jugendstadträtin Ursula Meys (SPD) dem Tagesspiegel. Sie habe in ihrer Amtszeit noch nie von einem ähnlich drastischen Fall gehört. „Wir prüfen derzeit, ob uns die Familie bekannt ist und werden unsere Hilfe anbieten.“

Die Polizei versucht jetzt herauszufinden, wer dem Siebenjährigen und seinem zwei Jahre älteren Bruder den Alkohol gegeben hat. Es wurde ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung gegen Unbekannt eingeleitet. Gegen den Bruder und die Eltern werde jedoch nicht ermittelt, hieß es. „Sobald das Kind wieder ansprechbar ist, können wir unsere Ermittlungen fortsetzen“, sagte ein Polizeisprecher. Als der Junge aufgefunden wurde, konnte er den Rettungskräften noch mitteilen, dass er den Alkohol von anderen Jugendlichen auf einem nahe gelegenen Spielplatz erhalten habe. Anschließend war er jedoch nicht mehr ansprechbar.

Inga Bensieck, stellvertretende Leiterin der Fachstelle Suchtprävention Berlin, geht von einem Einzelfall aus. „Trotzdem ist das Geschehene absolut dramatisch und ein deutliches Warnsignal.“ Generell würden zwar immer weniger Kinder und Jugendliche zum Alkohol greifen, aber diejenigen, die es tun, würden dabei sehr exzessiv vorgehen. „Das so genannte Rauschtrinken ist ein Gruppenphänomen“, sagt Bensieck. Wichtig sei es, Erwachsene so zu sensibilisieren, dass sie bei Alkoholmissbrauch durch Kinder eingreifen. „Es ist mir unverständlich wie jemand einfach vorbeigehen kann, wenn ein Siebenjähriger Alkohol trinkt.“

Laut einer Studie der Fachstelle mussten im vergangenen Jahr 335 Jugendliche wegen Alkoholvergiftung in Kliniken behandelt werden. 2007 waren es noch 295. Insgesamt wurden 2008 mehr als 1200 alkoholisierte Jugendliche von Polizeibeamten aufgefunden, ein Drittel mehr als im Jahr zuvor. Die Polizei hatte begonnen die Statistik zu führen, nachdem im März 2007 ein 16-Jähriger nach rund 40 Gläsern Tequila ins Koma gefallen und anschließend gestorben war.

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