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Frauengefängnis Lichtenberg: Gefangene entkam mit Lieferwagen

Eine 28 Jahre alte Untersuchungsgefangene hat am Sonnabend offenbar die Essenslieferung ins Gefängnis für ihre Flucht genutzt. Die Freiheit währte jedoch nicht lange.

Am Sonntagnachmittag wurde die Frau nach Auskunft von Justiz und Polizei bei einem Ladendiebstahl im Ullrich-Markt unter den S-Bahnbögen am Bahnhof Zoo erwischt und festgenommen. Die genauen Umstände ihrer Flucht würden nun untersucht, hieß es.

Die Gefangene befand sich wegen eines Raubüberfalls auf eine Videothek Ende Juni in der U-Haft des Frauengefängnisses Lichtenberg. Insassinnen berichteten dem Tagesspiegel, dass Heike Sch. sich für ihre Flucht unter den Wagen gehängt haben soll, der das Essen liefert. So habe sie das Gefängnis unbemerkt verlassen können. Der Vorfall habe sich im Knast schnell herumgesprochen.

„Wie sie genau entkommen konnte, wissen wir noch nicht“, sagte Schodrowski zu dieser Schilderung. Der Essenswagen sei gegen 12 Uhr in der Haftanstalt in der Alfredstraße eingetroffen. Bis zu diesem Zeitpunkt sei Heike Sch. noch da gewesen. „Sie hatte von 10 bis 12 Uhr Hofgang.“

Die Frau soll Ende Juni in einer Videothek in der Hauptstraße in Friedenau zwei Angestellte mit einer blutigen Spritze und mit einer Schusswaffe bedroht haben. Nachdem sie Bargeld erhalten hatte, flüchtete sie. Laut Schodrowski gilt Heike Sch. als psychisch auffällig. Allerdings könne man nicht davon ausgehen, dass sie eine Bedrohung für sich oder andere darstellt. „Wenn das so wäre, dann hätte der Richter sie im Maßregelvollzug untergebracht.“

Wie die Insassinnen erzählten, werde das Mittagessen zwischen 12 und 12.30 Uhr ins Gefängnis geliefert. „Dadurch, dass hier viel zu wenig Personal ist, konnte es überhaupt nur zu der Flucht kommen“, sagte eine Gefangene.

Diese Meinung teilt auch der rechtspolitische Sprecher der FDP, Sebastian Kluckert. „Es ist bekannt, dass an Wochenenden zu bestimmten Zeiten weniger Personal als erforderlich vorhanden ist.“ Offenbar seien zu wenig Bedienstete anwesend gewesen, um die Sicherheit zu gewährleisten. Kluckert erwarte von Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD), dass der Vorfall genau untersucht wird, um künftig solche Fluchtmöglichkeiten zu unterbinden. Schodrowski sagte, dass bei der Untersuchung die Personalsituation ebenso geprüft werde wie eventuelle Nachlässigkeit der Bediensteten.

Im Oktober 2007 war einem 22-jährigen Serientäter ebenfalls eine filmreife Flucht gelungen: Er spazierte einfach aus der Justizvollzugsanstalt Charlottenburg. Er schaffte es, die JVA mit dem Ausweis eines seiner Besucher zu verlassen. Am Ausgang war er nicht aufgefallen, weil er laut Augenzeugen seinem Besucher ähnlich sieht. Wenige Tage später fasste die Polizei den Flüchtigen in einem Bordell.

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