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Peter John

© dpa

Friedrichshain: Auto des mutmaßlichen Bombenlegers abtransportiert

Vor zwei Tagen soll Peter J. seine kleine Nichte Charlyn mit einer im Briefkasten versteckten Bombe fast getötet haben, Freitagnacht fanden Polizeibeamte sein Auto. Stundenlang untersuchten Sprengstoffexperten den Wagen. Mehrere Häuser wurden evakuiert.

Nachdem der mutmaßliche Bombenleger Peter J. am Mittwoch mit einer Bombe seine 12-jährige Nichte lebensgefährlich verletzt haben soll, wird nicht nur in der ganzen Stadt, sondern auch bundesweit nach dem Täter gefahndet. Freitagnacht gegen 23 Uhr fand sich nun das Auto des Mannes: In der Revaler Straße in Friedrichshain. Stunden zuvor sei der Wagen bereits einige Straßen weiter in der Rigaer Straße gesehen worden, sagte ein Beamter der Berliner Polizei am Morgen gegenüber tagesspiegel.de.

In dem Auto soll sich eine komplizierte Bombe aus "vielen Drähten" befinden. Mithilfe eines Roboters versuchten Entschärfungsspezialisten stundenlang, die Gefahr zu bannen. 110 Menschen aus den umliegenden Häusern wurden in Sicherheit gebracht und harrten bis Samstagvormittag in Bussen der Polizei, in den umliegenden Kneipen des Szene-Viertels oder Räumen des Bezirksamts aus.

700 Menschen waren betroffen

Die Explosionsgefahr ist inzwischen gebannt, der Pkw wurde mit einem Lkw abtransportiert. Eine Spur zu dem Tatverdächtigen habe die Polizei nicht gefunden, fügte ein Polizeisprecher hinzu. Das Fahrzeug soll allerdings noch weiter auf mögliche Sprengsätze und Hinweise, die zur Ergreifung von Peter J. führen könnten, untersucht werden.

Alle Sperrungen sind aufgehoben worden, auch die Anwohner können mittlerweile wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Insgesamt waren etwa 700 Menschen von den Polizeimaßnahmen betroffen, da auch umliegende Diskotheken und Kneipen geräumt werden mussten. Etwa 50 Personen hätten in einer nahe gelegenen Turnhalle übernachtet, erläuterte der Polizeisprecher.

Am frühen Freitagabend noch hatte die Polizei ein Bordell in Spandau durchsucht, nachdem ein Zeuge den Flüchtigen detailliert beschrieben hatte. Doch der Einsatz des schwer bewaffneten Einsatzkommandos lief ins Leere.

Familienstreitigkeiten kamen öfter vor

Peter J. gilt als äußerst gefährlich und unberechenbar, der jederzeit eine Bombe zünden könnte. Zu den Hintergründen kann zurzeit nur spekuliert werden. Der Mann kommt schon seit Jahren immer wieder wegen Betrugs, Diebstahls und anderer Delikte mit dem Gesetz in Konflikt. Seine Stiefschwester dagegen, die Mutter der schwer verletzten Charlyn, soll mit ihrem Mann ein sehr normales Leben geführt haben. Streitereien mit dem Bruder aber kamen immer wieder vor.

Nach dem Sprengstoffanschlag in Rudow hatten Ärzte das Mädchen am Freitag sechseinhalb Stunden lang operiert. Sie wollte am Mittwoch gerade die Zeitungen aus dem Briefschlitz ziehen, als der Sprengsatz explodierte und dem Kind den Arm zerfetzte und das Gesicht verbrannte.

Das Unfallkrankenhaus Marzahn konnte den Arm des Kindes vorerst retten. "Damit hat sich die Chance, dass der Arm erhalten bleiben kann, um 50 Prozent erhöht", sagte der Chefarzt der Handtransplantations- und Mikrochirurgie, Andreas Eisenschenk, dem Tagesspiegel.

Lebensgefahr bestünde aber weiterhin: "Es besteht die Gefahr, dass sich Gifte im Körper verteilen", sagte Eisenschenk. Frühestens Mitte nächster Woche könnte die Lebensgefahr vorbei sein. "Was den Arm betrifft, so müssen wir noch sieben Tage zittern, um zu wissen, ob wirklich alles gut verlaufen ist", sagte der Chefarzt.

Marie Preuß, Nadine Lantzsch

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