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Früh übt sich: Siebenjähriger raubt Joggerin aus - alles nur Spaß?

Ein siebenjähriger Junge hat am Wochenende eine junge Joggerin überfallen, auf sie eingeschlagen und ihr das Handy geraubt. Nun meldet sich die Mutter zu Wort, der Junge habe doch nur einen Spaß gemacht, die Frau nur leicht berührt, nicht geschlagen.

Die Geburtstagsfeier für Luigi (Name geändert) fiel am Dienstag aus. Die Mutter des Jungen, der als „jüngster Räuber der Stadt“ gilt und gestern acht Jahre alt wurde, ist außer sich. Seitdem die Polizei am Sonnabend die Öffentlichkeit über den Vorfall mit ihrem Sprössling informiert habe, „gibt es nur noch Probleme für mich“, sagt Swetlana J. (27). Denn nun sitze ihr das Jugendamt im Nacken, und die Nachbarskinder in der Buttmannstraße in Wedding hänselten ihren Luigi, weil kürzlich eine Zeitung Fotos der verwahrlost wirkenden Wohnung gedruckt hatte.

Doch was war passiert? „Früh übt sich – Polizei stellt siebenjährigen Räuber“ – so war die Meldung der Polizeipressestelle überschrieben, die am Sonnabend veröffentlich wurde. Wie berichtet, wird darin geschildert, wie Luigi gegen 12.45 Uhr in der Lindower Straße eine 17-jährige Joggerin angehalten und „auf sie eingeschlagen und getreten“ habe. Anschließend entriss er ihr das Handy, das sie in der Hand hielt, und wollte flüchten, heißt es. „Passanten, die das mitbekamen, hielten den Jungen fest und riefen die Polizei“, teilte die Polizei in der Meldung weiter mit. Anschließend hätten die Beamten ein „erzieherisches Gespräch mit dem Jungen geführt“ und die Mutter informiert. Auch das Jugendamt wurde benachrichtigt.

Alles nur ein Spaß? Die Mutter scheint mit ihrer Großfamilie überfordert

„Luigi hat nur einen Spaß gemacht. Er hat das Mädchen nur aus Witz an der Wange berührt, nicht geschlagen“, schildert seine Mutter gestern wild gestikulierend vor der Haustür. Die im fünften Monat schwangere Frau hat neben Luigi, der eine Sonderschule in Mitte besucht, noch sechs weitere Kinder zu betreuen. Sie behauptet, dass Luigi – der angeblich schon 60 Kilogramm bei 1,35 Meter Größe wiegen soll – keiner 17-Jährigen etwas tun könnte.

Doch das Jugendamt und die Polizei sehen das anders. Immerhin waren im vorigen Jahr knapp vier Prozent aller ermittelten Tatverdächtigen strafunmündige Kinder unter 14 Jahren. Insgesamt wurden 5585 kriminelle Kinder ermittelt. Das bedeutet zwar einen leichten Rückgang um 1,2 Prozent, doch laut Statistik stieg die Anzahl von nichtdeutschen Kindern, die straffällig wurden, um 32 auf 1455. Deswegen seien die Mitarbeiter der Jugendämter gefordert, möglichst früh auf Kinder einzuwirken, die dabei sind, auf die schiefe Bahn zu geraten.

„Ich habe sofort eine Teamleiterin und weitere Mitarbeiter auf die Familie angesetzt“, sagt Jugendstadtrat Rainer-Maria Fritsch (Linke). Diese würden prüfen, ob „der Mutter geholfen werden kann, ihren Erziehungsauftrag wahrzunehmen“. Eigentlich wolle sich Fritsch aus datenschutzrechtlichen Gründen gar nicht zu dem Einzelfall äußern. Daher bleibt auch die Frage, ob denn die Familie nicht schon vor Luigis Raubtat beim Jugendamt bekannt war, nur vage beantwortet. „Jeder kann davon ausgehen, dass eine Familie mit derartiger Konstellation bekannt geworden ist“, sagt er. Doch warum hat niemand vorher interveniert? Fritsch sagt, man müsse den kulturellen Hintergrund der bosnischen Familie berücksichtigen. Dort würden andere „Standards“ bei der Kinderbetreuung gelten. Man müsse der Frau einen „Entwicklungszeitraum“ lassen, um sich an die deutschen Verhältnisse zu gewöhnen.

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