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Eigentlich hätte der zweijährige Staffordshire-Terrier-Mischling Tyson schon vor einer Woche eingeschläfert werden sollen.

© Tierschutzverein Berlin

Update

Geplante Einschläferung: Kampfhund und Frauchen aggressiv

Die Halterin eines auffällig gewordenen Kampfhundes hat sich mit einer Autoblockade gegen die geplante Einschläferung ihres Tiers gewehrt. Auch der Tierschutzverein Berlin macht sich für das Tier stark.

Die 43-jährige Besitzerin des Hundes hat am Mittwochabend vor dem Tierheim das Auto eines Mitarbeiters des Veterinäramtes zugeparkt, um die Herausgabe des Hundes zu erzwingen. Der Staffordshire-Mischling hatte am 18. Oktober in der Wohnung der Frau einen neunjährigen Nachbarsjungen angefallen und schwer verletzt. Daraufhin hatte das Veterinäramt eigentlich die Euthanasie des Hundes angeordnet. Die Mitarbeiter des Tierheims weigerten sich jedoch und wandten sich mit dem Fall an die Presse. Der Hund sei nach eigenen Erkenntnissen keinesfalls verhaltensgestört oder gefährlich sondern verfüge über ein "freundliches Wesen", heißt es aus dem Verein. "Wir werden nicht zu Handlangern der Behörde", sagte der Sprecher des Tierschutzvereins Marcel Gäding Tagesspiegel.de.

Der Berliner Tierschutzverein erhebt schwere Vorwürfe gegen die Behörden. In einem offenen Brief an den Leiter des Veterinäramtes, der Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz und an die Bezirksverwaltung Mitte behaupten die Tierschützer, es habe keine ausreichende Sachaufklärung stattgefunden. Außerdem seien die Besitzer des Hundes nicht richtig über den Stand der Untersuchung oder den Verbleib des Tieres informiert worden, kritisiert der Verein. "Das Verfahren ist offensichtlich durcheinander geraten", sagte Gäding.

Erst durch Zeitungsberichte hat die Besitzerin erfahren, dass ihr Hund noch am Leben ist. Als das Tier schließlich am Mittwochabend zum Einschläfern abgeholt werden sollte, schritt die Frau ein. Gegen die Hundehalterin wird jetzt wegen Nötigung ermittelt, teilte die Polizei mit. Der Hund befindet sich indessen immer noch im Tierheim. Was mit ihm geschehen soll, wird jetzt das Verwaltungsgericht klären müssen, denn die Besitzer haben Beschwerde gegen die Entscheidung des Veterinäramtes eingelegt. Nach Aussagen der Betroffenen habe es zu keinem Zeitpunkt eine ordentliche Befragung zu dem Vorfall gegeben.

Die Experten des Tierschutzvereins schätzen den Angriff ebenfalls als eine "Einzelreaktion" ein. Die beiden Jungs hätten den Hund offensichtlich so lange gereizt, bis dieser sich zur Wehr setzte. Angesichts der Größe des Hundes, er wiegt etwa 30 Kilo, hätte auch weitaus Schlimmeres passieren können, sagte Gäding. Der Neunjährige trug Gesichtsverletzungen davon, von denen höchstwahrscheinlich Narben zurückbleiben werden.

Dennoch spricht sich auch die Senatsverwaltung dafür aus, dem Hund eine "zweite Chance" zu gewähren und gegebenenfalls ein Verhaltenstraining zu verordnen.

(stg/dapd)

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