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Gerichtsprozess: 19-Jähriger bestreitet geplanten Mord an Großeltern

"Weiß nicht", hieß es immer wieder, wenn Erdal W. vor Gericht mit Widersprüchen konfrontiert wurde. Dem 19-Jährigen wird vorgeworfen, seine Großeltern ermordet zu haben. Er behauptet, nur mit den Eltern seiner Mutter geredet haben zu wollen - Die Ermittler sind skeptisch.

Die tödlichen Stiche gab der Enkel zu. Erdal W. bestritt aber, seine Großeltern kaltblütig aus Rache ermordet zu haben. "Es kam zu einem Streit", sagte der 19-Jährige gestern vor Gericht. Sein Stiefgroßvater habe ihn mit einem Krückstock geschlagen. "Da nahm ich ein Messer vom Küchentisch und stach zu." Seine Großmutter habe versucht, ihn von hinten zu packen und wegzuziehen. "Da drehte ich mich um und stach zu."

Nach seiner Version fuhr er am Morgen des 14. März mit friedlichen Absichten zu seinen Großeltern nach Rudow. Angeblich wollte er mit Heribert R. und Ursula R. reden. "Sie sollten meine Mutter dazu bewegen, zu uns zurückzukehren", sagte er. Die Ermittler aber gehen davon aus, dass Erdal mit einem Messer und einer Maske in der Tasche zur Wohnung in der Druckerkehre fuhr. Er habe sich an seiner Mutter, der Tochter von Ursula R., rächen wollen, weil sie ihn und seinen Vater verlassen hatte.

Eine spontane Tat? "Ja", beteuerte Erdal W. und rieb sich die Stirn. Heribert R. habe ihn angeschrieen und dann den Stock genommen. Warum er den ihm körperlich unterlegenen Großvater nicht einfach weggestoßen habe, fragte der Richter. "Weiß nicht", sagte der Enkel. Auf der Leiche der Oma habe ein Rollator gelegen, hielten ihm die Richter vor. Wie sich die 74-Jährige, die ihn angeblich von hinten packte, denn bewegt habe, wollten sie wissen. "Weiß nicht, man achtet nicht drauf", erklärte der Enkel. "Weiß nicht" hieß es immer wieder, wenn er mit Widersprüchen konfrontiert wurde.

Erdal W. hatte kurz nach seiner Festnahme von einem "Albtraum" gesprochen, der nach der Trennung seiner deutschen Mutter von seinem türkischen Vater begonnen habe. Sahin Ö., sein Vater, habe "richtig Zoff" gemacht, Mutter und Kinder attackiert und gedroht, dass er die Mutter umbringen werde. Im Gerichtssaal wollte Erdal W. von einer solchen Aussage nichts mehr wissen. "Das habe ich nicht gesagt", behauptete er. Warum sich seine Mutter vom Vater getrennt habe, fragte der Richter. Erdal W. schnaufte leicht durch die Nase: "Sie behauptete, dass sie unglücklich ist. Das konnte ich gar nicht verstehen."

Zwei Monate vor der Tat in Rudow hatte Erdal W. bereits auf den neuen Lebensgefährten seiner Mutter eingestochen. Damals war sein Vater dabei. Er soll den Rivalen festgehalten und den Sohn aufgefordert haben, in den Bauch zu stechen. Erdal W. traf in Hüfte und Bein. Wie im Prozess gegen seinen Vater nahm er dafür nun alle Schuld auf sich: "Mein Vater wollte mich wegziehen." Der Prozess wird Dienstag fortgesetzt.

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