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Der Ringbahnsteig am Ostkreuz. Hier schlugen am Sonntagabend offenbar drei Männer zwei Frauen sowie zwei Männre, die helfen wollten.

© Paul Zinken/dpa

Update

Gewalt am S-Bahnhof Berlin-Ostkreuz: Videos aus den Bahnsteigkameras sind nicht gut genug

Drei Männer schlugen am S-Bahnhof Berlin-Ostkreuz zwei Frauen. Zwei Männer halfen und wurden selbst verletzt. Einer von beiden schilderte dem Tagesspiegel, was er erlebt hat.

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Es ging schnell wie ein Blitzschlag. "Erst stand ich, und im nächsten Moment lag ich am Boden": Peter B. kam am Sonntagabend im Eisbären-Trikot vom Spiel seiner Mannschaft auf den Bahnsteig der Ringbahn am Ostbahnhof. Was sah er? Eine Prügelei in vollem Gang. "Der Bahnsteig war brechend voll, aber alle Leute standen nur da und gafften", berichtete der 49-Jährige am Mittwoch. "Ich ging hin, habe laut geschrien, dass sie den Scheiß lassen sollen - und zack, lag ich am Boden." Dann kassierte er noch einen Tritt gegen den Kopf. Auf der Facebook-Seite seines Fan-Blocks ist B. abgebildet, die rechte Gesichtshälfte ist blau und geschwollen, er sieht lädiert aus. Viele gratulieren ihm in den Kommentaren zu der Zivilcourage, die er gezeigt habe. Er selbst sieht das nüchterner. Alle Hinweise der Polizei zur Zivilcourage seien "reine Theorie", sagt B.

Auf dem Ringbahnsteig des Bahnhofes Ostkreuz waren am Sonntagabend gegen 18.45 Uhr drei Männer und ihre zwei weiblichen Begleiterinnen in einen Streit geraten, in dessen Verlauf die Männer die beiden Frauen schlugen. B. schritt ein wie beschrieben, nicht wissend, dass auch schon ein 20-Jähriger aus Wildau den Frauen zu Hilfe gekommen war. Ihn griffen die Täter an, schlugen und traten ihn. Den 49-jährigen B. rissen sie zu Boden. Als er am Boden lag, traten sie ihm gegen den Kopf. Anschließend flüchteten die drei Männer gemeinsam mit ihren Begleiterinnen mit der nächsten Ringbahn der Linie S42 in Richtung Frankfurter Tor.

Die Täter sprachen Deutsch miteinander

Alarmierte Bundespolizisten konnten vor Ort lediglich die Geschädigten und weitere Zeugen antreffen. Eine Fahndung nach den flüchtigen Tätern verlief erfolglos. B. erlitt ein Hämatom im Gesicht und musste zur medizinischen Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden. Der 20-Jährige sagte, er sei nicht verletzt, und lehnte eine ärztliche Versorgung ab.

Die Polizei hatte am Montag gesagt, die Täter seien "vermutlich arabischstämmig" gewesen. Am Dienstag erklärte ein Sprecher, man gehe derzeit davon aus, dass es sich bei den Tätern um "deutsche Staatsangehörige mit südländischem Phänotypus" handelt. Mehrere Zeugen hätten ausgesagt, dass sich die Täter während des Übergriffs auf Deutsch verständigt hätten. Außerdem seien die Angreifer offensichtlich alkoholisiert gewesen.

Kamerabilder von schlechter Qualität

Der S-Bahnhof Ostkreuz wird videoüberwacht. "Die Aufnahmen wurden gesichert und gesichtet - die Tathandlungen sind darauf dokumentiert", sagte ein Sprecher am Dienstagmittag. Allerdings sei die Auswertung noch nicht komplett abgeschlossen.

Die angegriffenen Männer waren auch am Dienstag noch nicht von der Bundespolizei vernommen worden. Man wolle die Opfer, die ja auch Zeugen sind, direkt nach einem solchen Fall nicht über Gebühr belasten, sagte Polizeisprecher Jens Schobranski.

Am Mittwochvormittag teilte die Bundespolizei mit, dass die Auswertung der Kameraaufnahmen abgeschlossen sei. "Die handelnden Personen sind auf den Aufnahmen zu erkennen. Allerdings können die Bilder aufgrund mangelnder Qualität nicht für eine gezielte Fahndung nach den Tätern genutzt werden", sagte Schobranski. Eine Öffentlichkeitsfahndung nach den Tätern sei mit den Bildern nicht möglich.

Zivilcourage: So viele Helfer wie möglich

Grundsätzlich, sagte Schobranski, hätten die beiden couragierten Männer vieles richtig gemacht. Allerdings, sagte er, brauche es am besten eine mindestens gleich große Gruppe, die einschreitet. Bei drei Tätern, von denen schon Gewalt ausgehe, müsse man davon ausgehen, dass sie auch gegen eingreifende Menschen brutal werden - eine Erfahrung, die auch eingreifende Polizeikräfte häufig machten.

Schobranski sagte: "In einem solchen Fall ist es wichtig, so viele Leute wie möglich zu auf den Vorfall aufmerksam zu machen und zu überzeugen, mitzumachen." Und zwar so konkret wie möglich - idealerweise sage man zum Beispiel: "Sie da mit der blauen Jacke und Sie: Kommen Sie mit! Und Sie rufen sofort die Polizei." Wichtig sei auch jemand, der den Überblick behalte und sich genau merke, wie die Täter aussehen und welche Kleidung sie tragen. Wenn die Täter flüchten, könne es auch sinnvoll sein, in die selbe S-Bahn mit einzusteigen, um der Polizei weitere Hinweise zu geben.

Bundespolizei sucht nach Zeugen

Die Bundespolizei leitet nun zu dem Vorfall ein Verfahren wegen gefährlicher Körperverletzung ein und sucht nach weiteren Zeugen, um die Täter ausfindig zu machen. Sachdienliche Hinweise zur Tat und/ oder dem Täter nimmt die Bundespolizeiinspektion Berlin-Ostbahnhof unter der Rufnummer 030 / 297779 - 0 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen. Zudem kann auch die kostenlose Servicenummer der Bundespolizei (0800 / 6 888 000) genutzt werden.

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