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In Haft wegen Mordversuchs: Gericht erstellte Mai-Randalierer "gute Prognose"

Einer der vier jungen Männer, die nach den Maikrawallen wegen versuchten Mordes in Untersuchungshaft sitzen, ist einschlägig vorbestraft. Der 19-jährige wurde zu zehn Monaten Jugendstrafe verurteilt, weil er in der Walpurgisnacht 2007 eine Flasche auf einen Polizisten geworfen hatte - auf Bewährung.

Der Deutsche türkischer Abstammung soll sich aber vor Gericht einsichtig gezeigt haben. Dem damals 17-Jährigen wurde eine gute Prognose erstellt, so dass der Richter die Jugendstrafe auf Bewährung aussetzte, sagte ein Ermittler. Der 19-jährige sitzt nun in U-Haft, weil er bei den diesjährigen Maikrawallen in Kreuzberg einen Molotowcocktail auf einen Polizisten geworfen haben soll. Dabei wurde eine unbeteiligte Passantin getroffen. Sie erlitt schwere Brandverletzungen. Die anderen drei Männer (20, 19 und 16 Jahre) sind nach Angaben eines Ermittlers nicht vorbestraft. Es soll sich bei ihnen auch um Deutsche handeln. Einer der drei, ebenfalls 19 Jahre alt, ist Abiturient. Auch diese drei sollen Brandsätze auf Polizeibeamte geworfen haben – dabei wurde jedoch kein Polizist getroffen. Trotzdem wurden alle Verdächtigen wegen versuchten Mordes verhaftet. Die Begründung der Justiz: Es gebe Beweise dafür, dass sie mit dem gezielten Wurf der Molotow-Cocktails im schlimmsten Fall den Tod von Menschen in Kauf nahmen. Ein Steinwurf hingegen wird zumeist als gefährliche Körperverletzung angeklagt. Hier sei die Wahrscheinlichkeit geringer, dass es zu tödlichen Verletzungen kommt.

Noch keine Spur hat die Polizei zu jenem Täter, der gegen 1.35 Uhr eine brennbare Flüssigkeit vom Neuen Kreuzberger Zentrum auf Polizisten geschüttet hatte. Dabei wurden drei Beamte getroffen, einer von ihnen fing Feuer. Nur weil Kollegen ihnen sofort zu Hilfe kamen, blieben sie unverletzt. Wieder stabilisiert haben soll sich der Zustand des 23-jährigen Myfest-Besuchers Mike S. Er war lebensgefährlich am Kopf verletzt worden. Näheres konnte die Polizei nicht sagen. Berichte, wonach der Mann selbst wegen politisch-motivierter Straftaten bekannt sein soll, bestätigte die Polizei nicht.

Kritik an Polizeitaktik

Unterdessen mehrt sich die Kritik an der Einsatztaktik der Polizei am 1. Mai. So berichtet die Gewerkschaft der Polizei (GdP), dass ihr Berichte von Polizisten vorliegen, die deutlich machten, „dass sie nicht eingreifen durften, obwohl in Sichtweite Straftaten begangen wurden. Sie konnten Kollegen, die massiv angegriffen wurden und über Funk um Hilfe riefen, nicht unterstützen“, hieß es. Die GdP fordert, dass die Geschehnisse am kommenden Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses aufgearbeitet werden. Auch die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) hält die Zahl von 440 verletzten Polizisten für einen Beleg dafür, dass die Einsatzstrategie gescheitert sei. Der DPolG-Bundesvorsitzende Rainer Wendt, kritisierte, dass angerückte Wasserwerfer aus Hamburg nicht zum Einsatz kamen, sondern zurückgeschickt worden seien. Zudem sei den Beamten das Tragen feuerhemmender Gesichtsmasken untersagt worden. „Unsere Kollegen wurden unter dem Diktat eines falschen Einsatzkonzeptes regelrecht verheizt“, sagte Wendt. Er forderte einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss.

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