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JVA Tegel: Messerattacke im Knast

Zwei schwere Gewalttaten hat es innerhalb weniger Tage in der JVA Tegel gegeben. Der Mangel an Wachpersonal fördert offenbar die Exzesse. Gerade am Wochenende ist nach Berichten von Gefangenen kaum noch Personal im Dienst.

Innerhalb von vier Tagen hat es in der Justizvollzugsanstalt Tegel (JVA) zwei große Schlägereien gegeben. Zwei Gefangene kamen mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus.

Am Sonnabend griff ein Vietnamese einen Landsmann mit einem Besteckmesser an. Das Opfer erlitt tiefe Gesichtsverletzungen und blutete stark. Zeugen, die die Messerattacke beobachtet hatten, berichteten, dass wegen Personalmangels kein Justizbeamter da gewesen sei, der hätte einschreiten können.

Als das Opfer Van Teo N. blutend wegrannte, flüchtete der Messerstecher, Tien Hung N., in seine Zelle. „Weil es keiner mitbekam, wurde auch kein Anstaltsalarm ausgelöst“, berichtete ein Gefangener. Erst eine halbe Stunde später wurde der Alarm ausgelöst, die Gefangenen wurden in ihren Zellen eingeschlossen, der Attackierte in ein Krankenhaus gebracht, der Täter in einen „besonders gesicherten Haftraum“ verlegt. Bereits am Vortag sollen sich die beiden Vietnamesen geschlagen haben. Die Polizei ermittelt nun. Beide sind wegen Einschleusens von Landsleuten nach Deutschland verurteilt worden.

Vier Tage zuvor hatten sich zwei andere Gefangene im selben Haus geprügelt. Radwan I. und Masem H. sollen „religiöse Meinungsverschiedenheiten“ gehabt haben, sagte eine Justizsprecherin auf Anfrage. Dem Vernehmen nach sollen sie zudem in illegale Geschäfte verwickelt gewesen sein. Ein Notarzt brachte den bewusstlosen I. in eine Klinik.

Gerade am Wochenende ist nach Berichten von Gefangenen kaum noch Personal im Dienst, mehrfach hatte es in diesem Jahr Lautsprecherdurchsagen gegeben, Freistunden müssten ausfallen, weil keine Bewacher da seien. Der Personalrat der JVA bestätigte, dass wegen des Personalmangels „Gewaltexzesse und gegenseitiges Drangsalieren stark zugenommen“ hätten. Abhilfe erhofft sich die Justizverwaltung im kommenden Jahr. Dann sollen die Wachtürme nicht mehr besetzt werden, weil Videokameras die Mauer kontrollieren. Die Beamten sollen dann zur Betreuung der Gefangenen eingesetzt werden. Derzeit läuft unter Geheimhaltung ein einjähriger Test der Videoanlage. Ein Beamter aus der Alarmzentrale einer JVA bestätigte, dass moderne Kameras viel effektiver und sensibler seien als Wachpersonal.

Der Drogenschmuggel in die Jugendstrafanstalt (JSA) beschäftigt heute auch den Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. Die Oppositionsparteien CDU, Grüne und FDP verlangen von Polizeipräsident Dieter Glietsch Aufklärung, was gegen den Schmuggel unternommen wurde. Während Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) von „Festnahmen“ durch die Polizei sprach, bestätigte ein Polizeisprecher, es seien lediglich die Personalien festgestellt worden. Die vor der JSA angetroffenen Personen hätten keine Drogen dabei gehabt. Der CDU-Polizeiexperte Peter Trapp kritisiert auch, dass die zuständige Polizeiwache das Präsidium nicht über den stark gestiegenen Drogenschmuggel informiert hatte.

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