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Kriminalität: Adnan wird jetzt rund um die Uhr bewacht

Der 13-Jährige Berliner Serientäter ist wieder zurück in der Psychiatrie. Nach seiner Flucht wird er streng bewacht. Er soll aber wieder ins geschlossene Heim.

Eine erneut Flucht aus der Psychiatrie wird Serientäter Adnan F. wohl kaum gelingen: Jetzt soll ein Pfleger den 13-Jährigen rund um die Uhr bewachen. Allerdings nur zwei Tage, denn am Donnerstag soll der Junge erneut in ein Jugenderziehungsheim nach Brandenburg überwiesen werden.

Lange hatten selbst Adnans Betreuer von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) keine Ahnung, wo das kriminelle Kind sich aufhält. Doch am Dienstagvormittag fuhr ein Polizeiwagen vor dem Jugendnotdienst vor, um Adnan abzuholen. Die Fahrt ging zur kinderpsychiatrischen Abteilung ins Lichtenberger Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge (KEH). „Wir verwahren ihn quasi nur, bis am Donnerstag in dem Brandenburger Heim ein Platz frei wird“, erklärt der Kliniksprecher. Adnan ist in der Klinik schon bekannt, denn erst am 29. Juni hatte ein Familienrichter der Unterbringung in der Psychiatrie zugestimmt. Am selben Tag wurde Adnan ins KEH gebracht. Doch von dort ist er nach Angaben des Kliniksprechers schon nach einem Tag wieder „entwichen“.

Das KEH ist für den Jungen zuständig, weil er in Lichtenberg polizeilich gemeldet ist. Dass Kinder und Jugendliche in einer Psychiatrie zwangsuntergebracht werden, ist in Berlin selten. Die Quote liegt bei zwei bis acht Prozent. Nach Angaben der Gesundheitsverwaltung verfügt Berlin über insgesamt 260 Betten. „Diese sind zur Behandlung einer Erkrankung vorgesehen“, sagt Sprecherin Regina Kneiding und beginnt aufzuzählen: Depressionen, Essstörungen, Psychosen. Insofern ist Adnan hier nicht wirklich richtig untergebracht. „Er ist ja nicht akut behandlungsbedürftig. Die Klinik ist nur eine Zwischenstation“, sagte der KEHSprecher. Die sechs Berliner Kliniken mit angeschlossener Psychiatrie haben zwar keine eigenen geschlosssenen Abteilungen, aber die Möglichkeit, unwillige Patienten auch gegen ihren Willen festzuhalten. Eine langfristige Lösung kann die geschlossene Psychiatrie ohnehin nicht bieten: Die Verweildauer liegt im Schnitt bei knapp 40 Tagen.

Für Adnan geht die Reise dann schon am Donnerstag weiter ins Jugenderziehungsheim nach Brandenburg. Der Vormund des Jungen, die AWO, ist froh, „dass sich überhaupt ein Heim gefunden hat, das den Jungen aufnimmt“, sagte Vize-Geschäftsführer Andreas Beckmann-Fellgiebel.

Das geschlossene Heim verfügt über drei Standorte und verfolgt ein ähnliches Konzept wie jenes im uckermärkischen Frostenwalde. Gitter und Mauern gibt es nicht – kilometerlange Wälder sollen die Kinder und Jugendlichen an der Flucht hindern. Adnan allerdings nahm auch in Frostenwalde Reißaus, wurde aber von der Polizei wieder zurückgebracht. Anschließend hatte er sich den Pädagogen gegenüber so aggressiv verhalten, dass sie ihn von der Polizei wieder zurück nach Berlin bringen ließen. Hier wurde Adnan dann aber gleich wieder mehrfach beim Diebstahl von Mopeds erwischt und von der Polizei anschließend jedes Mal zum Jugendnotdienst nach Charlottenburg gebracht – zuletzt am Montag. Während er sich dort ausschlief, einigten sich die Behörden und Betreuer auf die „Übergangslösung“ in der Psychiatrie.

Mehr als 100 Mal hat die Polizei bereits gegen den Sohn libanesischer Kriegsflüchtlinge ermittelt. Die Polizisten, denen Adnan so viel Arbeit beschert, freuen sich bereits auf den kommenden November: Wenn der Junge 14 Jahre alt und damit strafmündig wird. Diese Vorfreude hat allerdings Polizeipräsident Dieter Glietsch kürzlich dämpfen müssen. Denn bei Adnan wurde ein Intelligenzquotient von 64 gemessen – was im Bereich einer leichten geistigen Behinderung liegt. Es könnte also gut sein, dass Adnan mit 14 zwar strafmündig, aber nur vermindert schuldfähig ist. Ins Gefängnis käme er dann vermutlich nicht.

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