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Kriminalität: Drei Jahre Gefängnis nach dem Tod eines Dealers

Die Physiotherapeutin tupfte sich die Augen und atmete auf. Vor einem halben Jahr war Anne K. als mutmaßliche Mörderin verhaftet worden. Dafür hatte ihr inhaftierter Ex-Mann gesorgt, der Anne K. bei der Polizei belastet hatte. Das Paar ist für den Tod eines Drogendealers verantwortlich.

Die Physiotherapeutin tupfte sich die Augen und atmete auf. Vor einem halben Jahr war Anne K. als mutmaßliche Mörderin verhaftet worden. Dafür hatte ihr inhaftierter Ex-Mann gesorgt, der Anne K. bei der Polizei belastet hatte. Das Paar ist für den Tod eines Drogendealers verantwortlich. Der bereits verurteilte Tino K. aber trage die Hauptschuld, hieß es im Urteil. Die 24-jährige Frau wurde wegen Raubes mit Todesfolge zu einer Jugendstrafe von drei Jahren verurteilt. „Was genau im Auto des Opfers geschah, konnten wir leider nicht völlig aufklären“, hieß es im Urteil.

Es ging in dem Verfahren um drei junge Leute, die trotz behüteter Kindheit in die Kriminalität abrutschten. Die Angeklagte war 19 Jahre alt, als sie den elf Jahre älteren Arztsohn Tino K. kennenlernte und an seiner Seite kokainsüchtig wurde. Er studierte Psychologie, ging aber lieber zum Kick-Boxen und jobbte als Türsteher. Auch der 26-jährige Alexander L., das spätere Opfer, war als Student eingeschrieben. In der Szene aber war er als Drogendealer bekannt.

Im März 2004 brauchten Tino K. und seine damalige Freundin wieder einmal Kokain, hatten aber kein Geld. Tino K. kam auf die Idee eines Raubüberfalls. „Es war geplant, ihn abzuziehen“, sagte die Angeklagte. Tino K. habe ihr ein Elektrokabel gezeigt, sie damit eingeschüchtert. „Ich hatte furchtbare Angst. Ich nickte und bin schweigend mitgegangen.“

Der damals drogenabhängige Tino K. wurde ein Jahr später wegen Mordes zu neuneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. „Ich wollte damals nicht, dass meine Frau belangt wird“, sagte er nun. Doch 2007 trennte sie sich von ihm. Da belastete er sie. Er behauptete, L. sei nach dem Kabel-Angriff wieder aufgewacht. Anne K. habe gezischt: „Der lebt ja noch!“ Dann sei sie noch hinten geklettert und habe „den Sack zugemacht“.

Anne K. lebt heute drogenfrei. Seine Version bestritt sie tränenreich. Sie will damals schockiert im Auto gesessen haben. Ihr Mann als Hauptbelastungszeuge erschien den Richtern „nicht redlich genug“. Aber auch Anne K. sei keine Person gewesen, die „völlig willenlos durchs Leben stolperte“. Kerstin Gehrke

Kerstin Gehrke

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