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U-Bahn-Fahrgast bewusstlos getreten

© dpa

Kriminalität: In U-Bahn geschlagen, getreten und durch die Scheibe geworfen

Ein 30-Jähriger hatte in der U-Bahn drei Männer gebeten, die Füße von der Sitzbank zu nehmen. Wie durch ein Wunder landete er nur leicht verletzt auf dem Bahnsteig.

Seine Bitte an andere Fahrgäste, die Füße von der Sitzbank zu nehmen, musste ein 30-Jähriger fast mit dem Leben bezahlen. Drei Männer schlugen und traten auf Baris K. ein, am U-Bahnhof Hansaplatz warfen sie den jungen Mann durch ein Fenster des Zuges auf den Bahnsteig. Am Samstagabend hatte der Schöneberger Baris K. noch seinen 30. Geburtstag gefeiert, danach begleitete er seine Freundin nach Hause. Die unfassbare Tat geschah auf dem Rückweg nach Schöneberg.

Eine Zeugin, die gegen 3.30 Uhr am Hansaplatz gerade die Treppen zum Bahnsteig herunterkam, sah, wie gerade das Opfer durch die Seitenscheibe des Zuges gestoßen wurde. Sie rief die Polizei. Als die eintraf, waren die Täter längst geflüchtet – es sollen drei junge Männer gewesen sein, die mit ihren drei Freundinnen unterwegs waren. Die Täterbeschreibung ist dürftig, etwa 22 Jahre alte, alle in schwarzen Jacken und „Südeuropäer“, wie es bei der Polizei hieß. Die Kriminalpolizei hat von der BVG die Aufzeichnungen der Bahnsteigkameras erhalten. Ob der Vorfall aufgezeichnet wurde, blieb gestern unklar. Im Zug gab es keine Kameras. In den vergangenen Monaten sind mehrfach Schläger durch gute Videoaufnahmen der BVG  gefasst worden.

Wie durch ein Wunder erlitt der Schöneberger nur Prellungen und einen Nasenbeinbruch, berichtete die Schwester des Opfers gestern. Nach einer Behandlung in der Charité konnte Baris K. noch in der Nacht das Krankenhaus wieder verlassen. Mit der Presse sprechen will er nicht. „Mein Bruder ist völlig fertig“, sagte seine Schwester. „Die Männer wollten provozieren“, beschreibt sie die Fahrt. Sie hätten ihre Beine so auf die Bank geflegelt, dass sie Baris K. berührten. Als er sich das verbat, wurden die drei Männer sofort aggressiv, bedrohten und schlugen ihn. Baris K. wehrte sich, doch gegen drei Männer hatte er keine Chance. Die drei Freundinnen der Schläger sollen sich nicht beteiligt haben, ihre aggressiven Freunde aber auch nicht zurückgehalten haben. Die beiden einzigen anderen Fahrgäste, zwei junge Frauen im Alter von 21 und 19, bekamen von der Schlägerei in Waggon 2572 nichts mit, berichteten sie später den Polizisten.

„Baris hatte Glück im Unglück“, sagte die Schwester gestern. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn der 30-Jährige aus einer fahrenden U-Bahn geschubst worden wäre. Vor gut zehn Jahren war ein Hertha-Hooligan, der mit den Füßen die Scheibe einer fahrenden U-Bahn zertreten hatte, lebensgefährlich verletzt worden. Er war damals mit den Füßen an einem Signalmast hängengeblieben und aus dem Waggon gerissen worden. Ihm musste ein Bein amputiert werden.

„Dieser Angriff ist ein trauriger Höhepunkt der Gewaltspirale in den öffentlichen Verkehrsmitteln“, sagte der CDU-Abgeordnete Matthias Brauner gestern. Brauner kritisierte, dass sich die BVG bei der Gewalt-Prävention ausschließlich auf die Polizei verlässt. Die BVG müsse endlich mehr eigenes Sicherheitspersonal mitfahren lassen.

Die Tat wurde vom Polizeipräsidium gestern in fünf Zeilen unter der Rubrik „Vorfälle in Verkehrsmitteln“ gemeldet. Ermittelt wird wegen gefährlicher Körperverletzung und „gemeinschädlicher Sachbeschädigung“ – wegen der zerstörten Scheibe.

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