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Der Rest vom Fest. Die Bühne wurde abgebrannt, die Feier in der Bornsdorfer Straße fand aber statt. Die Macher sagen: „Wir lassen uns nicht einschüchtern.“

© Mike Wolff

Neukölln: Angriff auf Hobbygärtner

Erst kamen Bombendrohungen per SMS, dann gab es einen Brandanschlag. Seit Wochen wird ein multikultureller Nachbarschaftsgarten in Neukölln von einem Unbekannten terrorisiert.

Erst kamen Bombendrohungen per SMS, dann gab es einen Brandanschlag. Seit Wochen wird ein multikultureller Nachbarschaftsgarten in Neukölln von einem Unbekannten terrorisiert. In der Nacht zu Sonnabend standen ein Unterstand und die bereits aufgebaute Bühne für das Eröffnungsfest in Flammen. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen Brandstiftung. Das Gartenfest in der Bornsdorfer Straße fand am Sonnabend trotz des Brandanschlags statt. „Wir lassen uns nicht einschüchtern und haben uns deshalb entschlossen erst recht zu feiern“, sagte einer der Hobbygärtner. Rund 100 Gäste kamen, doch ein mulmiges Gefühl bleibt. Der Schaden beläuft sich auf 2000 Euro.

„Wir sind eine lose Gruppe von rund 15 Anwohnern, die sich ehrenamtlich um den Garten kümmern.“ Im April bekamen sie von der Stadt und einem Grundstücksinhaber die Genehmigung, die knapp 1600 Quadratmeter große Fläche im Rollbergkiez zu nutzen. Vorher lag das Gelände jahrelang brach und wurde als illegale Müllkippe missbraucht. Jetzt können dort Anwohner Gemüse anbauen und ernten, jeder sei willkommen. „Es geht nicht nur um das Gärtnern, sondern auch um das soziale Zusammenleben im Kiez“, sagen die Betreiber, die ungenannt bleiben möchten. Gemeinsam mit den Kiezbewohnern soll der Garten gestaltet werden. Das Quartiersmanagement unterstützt das Projekt finanziell.

Der Ärger begann, als vor ein paar Wochen das erste Fest gefeiert werden sollte und Einladungen mit einer Handynummer in der Nachbarschaft verteilt wurden. Von einer Telefonzelle aus wurde der Gruppe mitten in der Nacht eine SMS geschrieben. Eine Bombe werde explodieren, wenn das Fest nicht abgesagt wird, drohte der Unbekannte. „Erst haben wir gedacht, da schreibt einfach ein Verrückter“, sagen die Gartenfreunde. Doch dann habe man sich schon Gedanken gemacht und die Polizei informiert. Vergangene Woche kam dann wieder eine Drohung – dieses Mal unterschrieben mit der Forderung nach der Freilassung des rechtsextremen Massenmörders Anders Breivik aus Norwegen. Hass auf Migranten oder Moslems als Motiv des Brandstifters liegen also nahe. Die Gärtner wollen sich davon nicht abschrecken lassen. Feste abzusagen komme für sie nicht infrage. „Das wäre ein falsches Signal.“jra

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