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Auch bei der Pin Mail AG muss ein Nachsendeauftrag beantragt werden.

© dpa

Pin Mail AG: Polizei bleibt auf ihren Knöllchen sitzen

Das Land Berlin lässt seine Zustellung von einer privaten Firma erledigen. Im vergangenen Jahr kamen rund 125.000 Bescheide der Behörden nicht an.

Die Zahlen, die ein Sprecher der Berliner Polizei auf Anfrage herausgibt, lesen sich alles andere als unbedenklich: 3,2 Millionen Verwarnungsgeldangebote versandte die Berliner Polizei im Jahr 2009 über den Postdienstleister des Landes, die Berliner Pin Mail AG. Im Zeitraum zwischen 1. September 2009 und 30. Juni 2010 konnte diese 124 727 Briefe nicht zustellen. „Das darf nicht passieren“, sagt Bodo Pfalzgraf, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft in Berlin. Verantwortlich für die schlechte Quote der Pin-Zusteller macht Pfalzgraf neben dem „höheren Arbeitsdruck“, dem diese aufgrund größerer Einzugsgebiete und geringerer Bezahlung im Vergleich zu ihren Kollegen der Deutschen Post ausgesetzt seien, vor allem ein Problem: Zu wenig Menschen dächten beim Umzug daran, einen Nachsendeauftrag nicht nur bei der Deutschen Post, sondern auch bei privaten Anbietern wie der Pin AG einzurichten.

Die Folge: Behördenbriefe erreichen ihre Empfänger nicht, Kontaktbereichsbeamte der Polizei sind mit Adressermittlung beschäftigt. „Wir schreiben zwar keine Rechnungen, aber auch das kostet den Steuerzahler“, schießt Pfalzgraf in Richtung Innenverwaltung. Die hatte in der vergangenen Woche nach 2004 und 2007 bereits zum dritten Mal die Pin AG zur Siegerin einer Ausschreibung für den Versand der gesamten Behördenpost des Landes Berlin gekürt. Hauptargument für den kleineren Anbieter gegenüber der Deutschen Post in diesem Verfahren: der günstigere Preis.

Dass auch für den einzelnen Empfänger ein Nachsendeauftrag bei Pin deutlich günstiger ist als bei der Post, nämlich kostenfrei, kann Bodo Pfalzgraf indes nicht besänftigen. Solange dies nicht vom Land breit kommuniziert werde, bringe das gar nichts: „Wenn man Verträge mit kleinen Anbietern macht, muss man als Land auch dafür Sorge tragen, dass die die Bürger erreichen.“ Die Innenverwaltung wollte sich am gestrigen Tag noch nicht zu der Kritik äußern.

Die Pin AG wies jede Schuld weit von sich, mehr noch: „Unregelmäßigkeiten in der Zustellung können wir nicht bestätigen“, so Sprecherin Maresa Puls. Was das Dilemma mit den Nachsendungen angehe, so sei es Aufgabe jedes Berliners, bei Umzug „an seinem alten Wohnort bei den dort ansässigen Briefdienstleistungsunternehmen einen Nachsendeauftrag“ zu stellen. Nichtsdestotrotz werde von der Pin AG „jeden Morgen“ ein „tagesaktueller Adressabgleich“ vorgenommen. Dieser geschehe auch, sofern der Weitergabe der Daten dort nicht vom Kunden widersprochen worden sei, unter Berücksichtigung der Umzugsdatenbank der Deutschen Post AG.

Eine derart systematische und flächendeckende Aktivität bestätigt diese allerdings nicht: Lediglich „im Einzelfall“ würden dort Abgleiche von Wettbewerbern angefragt, nicht aber flächendeckend und prophylaktisch, so Post-Sprecher Rolf Schulz, der sich eine Spitze in Richtung der Konkurrenz und ihrer Auftraggeber nicht verkneifen kann: „Qualität hat eben doch ihren Preis.“

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