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Prozess: Vater schüttelte Baby zu Tode

Weil er nicht wusste, wie er ihn beruhigen soll, hat er angefangen den Säugling heftig zu schütteln. Das ließ Manfred R., durch seinen Anwalt verlauten. Gemeinsam mit der Mutter des Kindes steht er nun vor Gericht.

Sie wollte unbedingt ein Kind. Mit ihm sollte alles besser werden. Die Beziehung sei dann aber "aktueller" gewesen, sagte Daniela F. Die 22-jährige Mutter sah schließlich weg, wenn ihr Freund den gemeinsamen Sohn misshandelte. "Ich habe gedacht, dass er ihm nicht wirklich wehtut, ich habe mir das einfach nicht so schlimm ausgemalt." Dennis wurde nur sechseinhalb Wochen alt. Sein Vater Manfred R. schüttelte ihn zu Tode.

Die Eltern, die sich seit zwei Wochen vor Gericht verantworten müssen, zeigten sich gestern geständig. "Ich wurde im Umgang mit Dennis immer gröber. Ich wusste einfach nicht, wie ich ihn beruhigen sollte", ließ Manfred R. über seinen Anwalt erklären. Er habe ihn auf Rücken und Bauch geschlagen oder auch derart an sich gedrückt, dass Dennis kaum noch Luft bekam. Der 23-jährige Vater berief sich auf Überforderung. Ständiger Beziehungsstress, dazu Drogen, schlaflose Nächte. So sei es auch am 23. Januar gewesen. "Dennis schrie, ich konnte es nicht mehr ertragen, ich verlor die Nerven und fing an, ihn zu schütteln."

"Das Kind wurde zum störenden Dritten"

Daniela F. war völlig aufgelöst, als sie am Vormittag die Feuerwehr alarmierte. Für Dennis aber kam jede Hilfe zu spät. Er starb an schwersten Hirnverletzungen. Bei der Untersuchung des Leichnams stellten die Gerichtsmediziner zudem ältere Hämatome und Einblutungen fest. Die Spandauer Eltern wurden wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge verhaftet. Die Mutter sei durch ihre Untätigkeit zur Mittäterin geworden.

"Ich war eifersüchtig", sagte Daniela F. vor Gericht. Sie habe mit R. gemeckert, ihn einmal auch gekratzt. Er war mit einer Internet-Bekanntschaft fremdgegangen. "Warum haben Sie nichts unternommen, um ihr Kind zu schützen?", fragte der Richter. Sie habe R. mehrfach gesagt, dass er nicht so grob mit Dennis umgehen soll, antwortete die Mutter. Doch er habe nicht auf sie gehört. "Ich hatte dann auch keine Kraft mehr." Mit Drogen habe sie "alles weggedrückt". Hilfsangebote von einer Hebamme, einer Sozialarbeiterin und der Familie waren ihr eher lästig. "Ich wollte beweisen, dass ich es selber hinkriege", erklärte die Angeklagte. Eine Gutachterin sagte über die katastrophale Beziehung: "Das Kind wurde zum störenden Dritten." Für den 29. September wird das Urteil erwartet. 

Kerstin Gehrke

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