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Prozess: Zuhälter vom Schöneberger Straßenstrich vor Gericht

Wegen Zuhälterei und Ausbeutung von Prostituierten müssen sich seit Freitag zehn Männer im Alter von 23 bis 52 Jahren vor dem Berliner Landgericht verantworten. Den Frauen wurde laut Staatsanwaltschaft "jede freie Selbstbestimmung" genommen.

Den Angeklagten wird vorgeworfen, von November 2002 bis Dezember 2006 in unterschiedlicher Beteiligung den Schöneberger Straßenstrich in der Einemstraße kontrolliert und überwacht zu haben. 15 Prostituierte, vorwiegend deutsche Frauen, sollen für den Zuhälterring in der Zeit tätig gewesen und von den Männern ausgebeutet worden sein.

Gleichzeitig sollen die Angeklagten eine bordellartige Pension in der Fuggerstraße betrieben haben, welche den Prostituierten und deren Freiern als Absteige diente. Dem Staatsanwalt zufolge gab es eine "klar definierte Regel", an die sich die Frauen zu halten hatten. Danach wurden Arbeits- und Urlaubszeiten festgelegt und sogar Strafgelder für "Fernbleiben" kassiert. Der Anklage nach mussten die Frauen fast die gesamten Einnahmen den Zuhältern übergeben. Aufgrund der strengen Regeln sei ihnen "jede freie Selbstbestimmung" genommen worden, sagt der Staatsanwalt.

Prostituierte "verkauft"

Beispielsweise wird einem 43-Jährigen vorgeworfen, eine Prostituierte, die seit Jahren für ihn anschaffen ging, an einen Mitangeklagten für 3500 Euro "verkauft" zu haben. Chef des Schöneberger Zuhälterrings ist der Anklage nach ein 39-jähriger Mann, der seit September 2003 wegen Drogenhandels in Haft sitzt. Er soll zum Teil aus dem Freigang heraus das engmaschige "Überwachungs- und Sanktionsnetz" maßgeblich gesteuert und organisiert haben.

Sieben Angeklagte haben zu Prozessbeginn über ihre Anwälte Geständnisse abgelegt. Darin gaben sie zu, entweder als Zuhälter Prostituierte ausgebeutet, oder als sogenannter "Wirtschafter" des Bordells den Zuhälterring unterstützt zu haben. Der Prozess wird nächsten Dienstag fortgesetzt. (imo/ddp)

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