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Raubüberfall im Großen Tiergarten: Opfer erleidet Kieferbruch

Erneut ist ein Mann auf einem Verbindungsweg im Tiergarten zusammengeschlagen und ausgeraubt worden. Erst am Sonntagabend hatte es in derselben Gegend einen Überfall gegeben. Das Gebiet ist als Treffpunkt für Homosexuelle bekannt.

Dieses Mal war es ein 33-jähriger Tourist aus Stendal, der am Mittwochabend den kleinen Verbindungsweg zwischen der Straße des 17.Juni und der Händelallee am Faulen See im Tiergarten entlang ging. Es war gegen 20.15 Uhr, als plötzlich drei Gestalten in der Dunkelheit auftauchten und dem Mann mehrfach brutal ins Gesicht schlugen. Das Opfer verlor kurzzeitig das Bewusstsein. Als der Überfallene wieder zu sich kam, bemerkte er, dass sein Ausweis, seine Bankkarte und sein Handy nicht mehr da waren. Die Täter waren längst verschwunden. Der 33-Jährige steuerte das nächstgelegene Restaurant, eine Burger-King-Filiale an und bat dort um Hilfe. Die Angestellten kümmerten sich um den im Gesicht verletzten Mann und riefen die Feuerwehr. Im Krankenhaus wurde ein Kieferbruch diagnostiziert.

Erst am Sonntagabend war ein 61-jähriger Mann an nahezu derselben Stelle von fünf Unbekannten mit Schlägen und Tritten traktiert worden. Ihm raubten die Täter eine Laptoptasche, in der sich persönliche Papiere befanden.

Das Gebiet nahe dem Faulen See im Großen Tiergarten ist als so genanntes Cruising-Gebiet für Homosexuelle bekannt - also eine in der Szene bekannte Gegend, wo anonym Bekanntschaften gemacht werden können. Ob die Opfer homosexuell waren und möglicherweise gezielt wegen ihrer sexuellen Neigung überfallen wurden, konnte die Polizei nicht sagen. Doch möglicherweise gehen die Täter davon aus, dass sie hier schnelle Beute machen können, da es sich um einen abgelegenen Bereich im Park handelt. Zudem gehen sie offenbar davon aus, dass die Opfer, die dort anzutreffen sind, sich weniger wehren - oder nach dem Raub keine Anzeige erstatten, weil sie sich beispielsweise schämen, im schwulen Cruising-Gebiet überfallen worden zu sein.

"Auch, wenn die Tat erst einmal wie ein Raubüberfall aussieht, halten wir es für wichtig, dass die Polizei bei ihren Ermittlungen immer auch schaut, in welchem Kontext die Tat passiert ist", sagt Rudolf Hampel von Maneo, einem Opferhilfeverein für Schwule. Beide Fälle ließen vermuten, dass die Täter sich das Cruising-Gebiet gezielt ausgesucht haben, um dort nach Opfern Ausschau zu halten. Beim "schwulen Überfalltelefon" des Vereins, wo Gewalttaten gegen Homosexuelle gemeldet werden können, waren die beiden Raubüberfälle im Tiergarten bislang noch nicht eingegangen. "Unser Problem ist, dass gerade Touristen nicht wissen, dass es ein Überfalltelefon für Schwule gibt", sagt Hampel. Aus diesem Grunde wolle der Verein künftig intensiver mit der Tourismusbranche zusammenarbeiten. Im "Berliner Fenster", dem U-Bahn-Fernsehen, läuft derzeit ein Werbefilm für "Maneo", in dem gezeigt wird, wie schwule Touristen sich nach einem Überfall am besten verhalten und wo sie Hilfe bekommen.

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