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Helmut Schümann: So kennen die Tagesspiegel-Leser den Kolumnisten.

© Tsp

Rechte Gewalt: Tagesspiegel-Autor Helmut Schümann angegriffen

Tagesspiegel-Autor Helmut Schümann wurde in Charlottenburg als "linke Drecksau" beschimpft und geschlagen. Immer wieder positioniert er sich in der Flüchtlingsdebatte klar.

Tagesspiegel-Autor Helmut Schümann wurde am vergangenen Freitagabend Opfer eines offenbar rechtsextremen Angriffs. Schümann war in der Charlottenburger Lewishamstraße in Berlin unterwegs, als ihn von hinten eine Männerstimme mit "Du bist doch der Schümann vom Tagesspiegel, du linke Drecksau", beschimpfte. Gleichzeitig schlug der Angreifer von hinten gegen seinen Oberkörper und Helmut Schümann stürzte auf den Boden. Dann lief der Angreifer in Richtung Ku´damm davon.

Der Journalist erstattete Anzeige wegen Körperverletzung und Beleidigung. Derzeit prüft der Staatsschutz beim Landeskriminalamt Berlin (LKA) den Sachverhalt und seine Zuständigkeit. Der Staatsschutz ermittelt immer dann, wenn es sich um politisch motivierte Vergehen und Verbrechen handelt.

Helmut Schümann will sich nicht einschüchtern lassen

Erst am vergangenen Donnerstag hatte sich Helmut Schümann in seiner Kolumne sehr kritisch zu der Flüchtlingsdebatte geäußert.

Er schrieb: "Was tun in diesem, meinem Land, das täglich erschreckt mit schrecklichen Meldungen, seien sie außen- oder innenpolitisch. In dem wir Medien täglich berichten müssen über die Zustände an der Flüchtlingsfront und die Versuche der Seehofers, der AfDler, der Pegidas und der besorgten Bürger, unsere Demokratie und unsere Humanität auszuhebeln?" Und er rät: "Anschreien dagegen, nicht müde werden anzuschreien, sich nicht entmutigen lassen von den Mutlosen, denen machbare Hilfeleistung zu unbequem ist." Und in diesem Ton wird der Tagesspiegel-Autor auch weitermachen. "Ich werde meine Kolumne weiter betreiben, mich weiterhin positionieren und mich nicht einschüchtern lassen", sagte Schümann am Montag.

Wenn jetzt Journalisten auf offener Straße von Rechtsextremen angegriffen werden, müssen endgültig bei jedem alle Alarmglocken schrillen. Ich wünsche Herrn Schümann, dass er sich von dem Angriff vor allem psychisch erholt und er soll wissen, dass auch sehr, sehr viele Leute hinter ihm stehen. Mich zähle ich dazu.

schreibt NutzerIn feihung

Die Chefredaktion des Tagesspiegels erklärte: "Wir sind entsetzt von dem Vorfall. Es ist ein Angriff auf unseren Autor Helmut Schümann und zugleich einer auf die Presse- und Meinungsfreiheit."

Innensenator Henkel: "Unerträgliche zunehmende Feindseligkeit gegenüber einem ganzen Berufsstand"

Auch Innensenator Frank Henkel äußerte sich zu dem Angriff auf Helmut Schümann: „Wir nehmen den Vorfall sehr ernst. Zum Einzelfall selbst kann ich wegen der laufenden Ermittlungen derzeit nichts sagen. Zu dem Klima in unserem Land darf man jedoch nicht schweigen. Angriffe auf Journalisten und die Pressefreiheit, wie wir sie immer wieder auch am Rande von Demonstrationen erleben, sind völlig inakzeptabel. Es gibt eine zunehmende Feindseligkeit gegenüber einem ganzen Berufstand, die unerträglich ist", sagte Henkel am Montagabend. Es brauche eine offene Streitkultur in unserem Land, gerade auch bei kontroversen Themen wie der Flüchtlingsfrage. "Was wir aber nicht tolerieren dürfen, ist Gewalt, Einschüchterung und Hass", so Henkel.

Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) hat die Attacke ebenfalls scharf verurteilt. Ein Sprecher des BDZV bezeichnete den Vorfall als "abscheulichen Angriff auf den unabhängigen Journalismus und die Pressefreiheit." Leider sei dies kein Einzelfall. Die Gewalt gegen Journalisten durch politische Extremisten nehme zu. Ihr müsse mit der ganzen Härte des Gesetzes begegnet werden.

(tsp)

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