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Hells Angels

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Rocker: Berliner Hells Angels trafen sich zum Kriegsrat

Nur wenige Stunden nach den tödlichen Schüssen auf ein Ex-Mitglied des Motorradklubs Hells Angels sollen sich am Freitagabend führende Köpfe der Berliner Rockergruppe getroffen haben. Nach den Schüssen beobachtet die Polizei die Szene noch intensiver.

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Berlin/Frankfurt (Oder) - Nur wenige Stunden nach den tödlichen Schüssen auf ein Ex-Mitglied des Motorradklubs Hells Angels sollen am Freitagabend führende Köpfe der Berliner Rockergruppe in ihrem Vereinsheim am Schloss Charlottenburg zusammengekommen sein. Am gestrigen Sonnabend gab es dort eine weitere Versammlung. „Wir beobachten das Treffen“, sagte ein Polizeisprecher. Die Ermittler arbeiten mit Fahndern in Brandenburg zusammen, um Racheakte zu verhindern.

Unter großen Sicherheitsvorkehrungen begann derweil am Sonnabend am Helenesee bei Frankfurt (Oder) ein Rocker-Festival. Der größte deutsche Rockerklub Gremium MC erwartete zu seinem „Bike & Beach Weekend“ bis zu 5000 Motorradfans. An der einzigen Zufahrtsstraße zum Festivalgelände setzte die Polizei Nagelbänder ein. Mit den Überfahrsperren wurden die Eingangskontrollen gesichert – mit platten Reifen kommt niemand weit. Anreisende Rocker wurden von schwer bewaffneten Beamten durchsucht.

Auf den ersten Blick wirken die kräftigen Männer wie friedliche Liebhaber schwerer Motorräder, die sich bei Bratwurst und Bier amüsieren. Beim genaueren Hinsehen fallen die vielen Sicherheitsleute des Gremium MC auf. „Keine Angst“, heißt es, „wir passen nur auf, dass niemand eigene Getränkeflaschen aufs Gelände mitnimmt.“ Von den schwarz gekleideten Männern würde wohl niemand zugeben, dass er sich bedroht fühle. Dabei liegt der letzte Gewaltexzess erst zwei Wochen zurück: Mitglieder der Potsdamer Hells Angels hatten mehrere Gremium-Mitglieder in einer Bar angeschossen. Wenige Stunden später rückten Gremium-Männer zu einem Racheakt aus und schlugen einen Anhänger der Hells Angels in der Potsdamer Innenstadt zusammen. Eine Revanche der Hells Angels am Helenesee wurde nicht ausgeschlossen. Auch die zur Schau getragene Gesinnung einiger Rocker – etwa T-Shirts mit der Aufschrift „Ruhm und Ehre der Wehrmacht“ – erinnert nicht an ein friedliches Picknick im Grünen. „Grundsätzlich gibt es in den großen Motorradklubs auch Ex-Neonazi-Funktionäre, von rechten Schlägern mal ganz abgesehen“, sagte ein Beobachter der Szene. Da sich auch Rechtsextreme den Rockern anschließen, beobachtet in einigen Bundesländern der Verfassungsschutz das Milieu. In Berlin und Brandenburg werden die Rocker von Spezialisten für organisierte Kriminalität beobachtet, die Gruppen sind in Drogenhandel und Schutzgelderpressung aktiv.

In Brandenburg gründeten sich allein seit Dezember 2008 fünf neue Rockergruppen: In Potsdam entstand ein sogenanntes Chapter der Hells Angels, in Barnim, Teltow-Fläming und der Stadt Brandenburg schlossen sich die Chicanos neu zusammen, in Teltow die Bandidos. Letztere haben bereits in Perleberg, Lauchhammer, Hohen Neuendorf und Teltow Ableger. Auch wenn die neu gegründeten Klubs bislang nur zwischen fünf und fünfzehn Mitglieder haben, nehmen die brandenburgischen Behörden die von ihnen ausgehenden Gefahren ernst. Bereits im Juni 2008 gründete das Landeskriminalamt (LKA) die „Besondere Aufbauorganisation zur Bekämpfung der Rockerkriminalitat“, die insbesondere die Beziehungen zwischen LKA und den beiden Polizeipräsidien intensivierte, aber auch die Zusammenarbeit mit den Berliner Behörden. „Wir arbeiten da sehr eng und gut mit den Berliner Kollegen zusammen“, sagte ein Sprecher des Potsdamer Innenministeriums. Möglicherweise kann diese Zusammenarbeit auch bei der Aufklärung der tödlichen Schüsse auf Michael B. helfen.

Am Samstag kursierten auch Gerüchte, wonach der am Freitagmorgen Erschossene ein Polizeispitzel sei. Möglicherweise hatte Michael B. nach einer Festnahme 2008 mit den Behörden kooperiert. „Der Mann war kein Polizeispitzel“, dementierte ein Polizeisprecher.

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