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Scheibenputzer an einer Kreuzung

© dapd

Scheibenwisch-Putztrupps: Polizei will Putzern eins auswischen

Pünktlich zum Frühling drängen Scheibenwisch-Putzer an Kreuzungen Autofahrern ihre Dienste auf. Behörden kündigen Kontrollen an und rät: Fenster zu, keinen Blickkontakt und niemals Geld geben.

Sobald die Temperatur steigt, sind sie wieder da – und immer bei roter Ampel: die Scheibenwisch-Putztrupps, die stadtweit an großen Straßenkreuzungen stehen. Ungefragt seifen die meist aus Rumänien angereisten Wischer die Scheiben der wartenden Autos ein und verlangen Geld. Während manche Fahrer dies geduldig hinnehmen, gar originell finden und zahlen, sind viele andere genervt: Sie fühlen sich durch die aggressive Art der Putzer belästigt. Denn häufig wischen sie auch dann, wenn der Fahrer heftig abwinkt. Wer nicht zahlt, wird nicht nur böse angeschaut. Mancher Putzer ist in der Vergangenheit schon handgreiflich geworden – oder hat den Wagen beschädigt.

Die Polizei will gegen diese Art von Dienstleistung jetzt durchgreifen. Zu den „bisher bekannten, aufdringlichen bis aggressiven Erscheinungsformen“ zählen nach ihrer Erkenntnis etwa das Bespucken von Seitenscheiben, die Beleidigung oder Beschimpfung von Autofahrern, das Abbrechen von Spiegeln oder der Diebstahl von Putzutensilien an Tankstellen. In einem schriftlichen Einsatzhinweis wird auch davon berichtet, dass Gruppen aus osteuropäischen Ländern das Geschäft an den Kreuzungen organisieren.

„So ein Einsatzhinweis ist nichts Neues“, sagte ein Polizeisprecher. Diese habe es auch in der Vergangenheit gegeben. Neu sei die einheitliche Erfassung. Konkret heißt das: Die Beamten sind angehalten, die Identitäten der Putzer festzustellen und sie ins Computersystem einzutragen. Zudem soll es mit Beginn der Saison verstärkt Kontrollen geben.

Schon in den vergangenen Jahren haben die Putzer an den Verkehrsknotenpunkten wie beispielsweise dem Kottbusser Tor in Kreuzberg oder an der Straße des 17. Juni in Tiergarten zu Diskussionen geführt. Einmal wurde ein Rumäne festgenommen, weil er einer Autofahrerin Seifenlauge ins Gesicht geschüttet hatte. Das Opfer war zufällig eine Polizistin, die in Zivil unterwegs war. Peter Trapp (CDU), Vorsitzender des Innenausschusses im Abgeordnetenhaus, fordert hingegen schon lange ein härteres Durchgreifen der Polizei. „Bei der Polizei hieß es bislang, das Scheibenputzen stelle keinen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr dar. Man könne nur dann durchgreifen, wenn die Autofahrer sich beschweren“, sagt Trapp. Er begrüße, dass die Straßenverkehrsordnung nun stärker durchgesetzt werden soll und Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten geschrieben werden.

Auch der ADAC hält stärkere Kontrollen für sinnvoll. Viele Mitglieder im Automobilclub berichteten, dass sie sich durch die Art und Weise der organisierten Putzkolonnen genötigt fühlten, sagt ADAC-Sprecher Carsten Zorger: „Wir wissen, dass die Scheibenputzer arme Menschen, meist aus Rumänien, sind, die hier versuchen, Geld zu verdienen.“ Doch diese Dienstleistung sei nicht nur aus Gründen der Verkehrssicherheit (abgelenkte Autofahrer) problematisch: Durch das schnelle Wischen mit den oft billigen Geräten verkratzten oft die Scheiben. Ob Privatauto oder Dienstwagen – der Fahrer bleibt auf dem Schaden sitzen. „Bis die Polizei da ist, sind die Putzer längst weg“, sagt Zorger. Er rät: Fenster zu, keinen Blickkontakt und niemals Geld geben.

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